Zuallererst möchte ich eins klar stellen: Ein "Bengel" ist hierzulande eine Stange oder ein Stock, und kein Lausbub.
Der junge Mann da oben ist also auch kein Bengel, sondern der Elzacher, der als letzter vor der Fasnet geheiratet hat.
Noch lacht er...
Das Gestell, auf dem er sitzt, besteht aus zwei Bengeln und einer Art Sitzbank, und wird von vier starken Männern getragen.
Sich so durch die Stadt tragen zu lassen, wäre vielleicht etwas unbequem, aber sonst recht nett. Aber so einfach soll er es nicht haben.
Sieben ledige Frauen in Weiß versuchen, den Hochzeiter mit Holzschwertern von seinem Thron zu stoßen.
Sechs verheiratete Frauen mit schwarzen Jacken und Hüten, ebenfalls mit Holzschwertern bewaffnet, beschützen ihn.
Die Symbolik ist recht offensichtlich.
Dabei geht es wild her, allein schon weil sich die Frauen natürlich nicht auf den Einsatz ihrer Schwerter beschränken, sondern mit allen Mitteln versuchen, den armen Kerl von seinem Sitz zu zerren, oder die anderen genau daran zu hindern.
Zeitweise artet das in eine Art Freestyle-Ringen der Damen aus.
Trotzdem müssen vor allem der Bengelreiter und seine Träger ziemlich hart im Nehmen sein.
Um die Dynamik besser rüber zu bringen, habe ich zwei Videos für euch gemacht.
Ein unparteiischer Schiedsrichter mit Trillerpfeife überwacht das Geschehen, unterbindet Fouls (den Hochzeiter zu beißen ist zum Beispiel nicht erlaubt) und bricht die einzelnen Attacken nach angemessener Zeit ab.
Der Schuttig und seine Freunde sind natürlich auch wieder mit von der Partie.
Wenn der Hochzeiter vom Gestell fällt, wird er zur Strafe in einen der zahlreichen Stadtbrunnen getaucht, der vorher sorgfältig aufgefüllt wurde.
Wenn er oben bleibt - hat er gewonnen.
Wie dieses Mal. Die Mädels haben ihn nicht runter bekommen, obwohl es einmal ganz schön knapp war.
Das Bengelreiten wird in Elzach nur alle sieben Jahre durchgeführt. Vermutlich, um die Männer nicht unnötig vom Heiraten abzuhalten.
Schön, dass sich das Brauchtum bei Euch so gut hält. Ich kann mir auch vorstellen, wenn da jeder Heiratswillige durch müsste, dann wären so manche Paare auf der Flucht ;-)
AntwortenLöschenLG Silke