Um es gleich vorweg zu nehmen: Den bärtigen Engel hab ich nicht gefunden. Aber andere interessante Sachen.
Eins ist sicher: Im 19. Jahrhundert war in Berlin richtig viel Geld zuhause, und das wurde gerne ausgegeben. Auch für Friedhöfe und Kirchen.
Wer auf Neogotik, Neoromanik, Neoklassizismus und den morbiden Reiz bombastischer Grabstätten steht, der kann fündig werden.
Dieser segnende Christus aus weißem Marmor steht auf dem Segenskirchhof in Weißensee.
Da gab es noch was Spezielles, was ich mich leider nicht getraut hab, zu fotografieren, weil da gerade eifrig renoviert wurde: Einen
Warteraum.
Einen
Warteraum.
Ich meine - sind wir da nicht irgendwie alle schon...?
Ein Stück weiter ein großer Glockenturm in mittlerem Erhaltungszustand.
Ich hab mich schlau gemacht: das ist der Rest der im Krieg zerbombten Bethanienkirche. Gehört seit Jahren einem Architekten, der wohl noch überlegt, was er draus machen soll. Oder wer ihm Geld dafür gibt.
Nächster Friedhof, ganz in der Nähe:
Der Georgen-Parochial-Friedhof III. Ja, mit diesem etwas ungelenk über die Zunge gleitenden Namen gibt es insgesamt fünf Friedhöfe in Berlin.
Die haben sogar schmiedeeiserne Gitter für den Pflanzenabfall! Verrostet, und Eimer aus Maschendraht für den Plastikmüll daneben, aber an sich sind die Gitter echt hübsch.
Die Aussegnungshalle sieht für mein Auge schon fast ein bisschen osteuropäisch aus. Jedenfalls ein sehr gelungenes Gebäude.
Die beiden Friedhöfe überzeugen auch durch den schönen alten Baumbestand.
Und so was hab ich überhaupt noch nie gesehen: Hier bringt jeder seine eigene Gießkanne mit und bindet sie mit einem Fahrradschloss fest.
Ich kenne Friedhofsgießkannen nur als Gemeinschaftseigentum... und da musste ich nun in den Osten fahren um einen Hort von gesicherten Privatkannen zu finden. Immerhin - hübsch bunt.
(Nee. Hat vermutlich nichts mit dem geschichtlichen Hintergrund zu tun, sondern damit, dass in Großstädten mehr geklaut wird.)
Diese hübsche Dame trauert auf Georgen-Parochial I.
Da ließen sich Berliner mit noch deutlich mehr Kohle begraben. Und lassen immer noch, ist alles in Betrieb, nur lebensgroße Marmorfrauen leistet sich halt heutzutage keiner mehr.
Das hier ist auch ziemlich toll. Ein Engel, der einen Steinsarg öffnet (oder schließt), unter einer auf- (oder unter-)gehenden Sonne.
Zerfällt leider schon arg. Wer 30.000 Euro zu viel hat, kann es
instandsetzen lassen.
Weil das nur wenige Leute machen und die Stadt ja schon mit den Gehwegen überfordert ist (ich sag ja gar nicht das F-Wort "Flughafen"), ist für die weniger spektakulären Grabmale natürlich erst recht kein Geld da.
Das wirkt hier und da dann auch nicht mehr pittoresk, sondern traurig bis makaber. An einer Stelle hatte jemand gegraben... vermutlich ein Fuchs. Hoffe ich.
Der Friedhof direkt dahinter ist stillgelegt und wurde zu einem Park mit Spielplatz umgestaltet. Gar keine so schlechte Lösung. Auf jeden Fall besser als verfallen lassen oder zubauen.
Die Kinder lernen vielleicht, dass ein Friedhof nichts zum Angsthaben ist, und für Füchse ist auch wieder Platz. Wenn jemand zufällig ausgegrabenes Gebein dann bitte wieder pietätvoll einbuddelt.
Zurück zu Georgen-Parochial I.
Ich bin
schwer in Versuchung, das Foto als Papierabzug zu bestellen und gerahmt in mein Büro zu hängen.
Und wer dann gar nicht mehr wusste, wohin mit den Moneten, der ließ sich einen griechischen Tempel als Familiengrab bauen. Holla die Waldfee.
Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass Beerdigungen damals noch richtig Spaß gemacht haben müssen.
Noch mehr Schmiedeeisen, hier in gut erhalten.
Ziemlich süß find ich diese beiden Fabelwesen. Mal keine Engel.
Gegenüber steht die St-Bartholomäus-Kirche. Nicht klein, aber von den Hochhäusern deutlich überragt.