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Gefällter und Baum mit abgenagter Rinde |
Biber sind ausgesprochen soziale
Tiere. Sie leben in Familienverbänden, die aus einem Elternpaar, seinen jährlich
bis zu vier Jungen und den Jungen aus dem Vorjahr bestehen. Die älteren
Geschwister kümmern sich mit um die Kleinen. Im zweiten oder dritten Lebensjahr
werden die Jungen aus dem Revier der Eltern vertrieben und suchen sich dann auf
langen Wanderungen ein eigenes Revier und einen Partner. Ein Biberpaar lebt
monogam und bleibt normalerweise sein Leben lang zusammen.
Familienmitglieder erkennen
einander am Geruch. Die gegenseitige Fellpflege spielt eine große Rolle im Alltagsleben. Vor allem junge Biber spielen viel und führen kleine Ringkämpfe
aus, innerhalb der Familie gibt es aber keine echten Kämpfe. Versucht dagegen
ein fremder Biber, in ein bereits besetztes Revier einzudringen, wird er vehement
vertrieben. Dabei kann es zu schweren Bissverletzungen kommen, die auch tödlich sein
können.
Biber können in freier Wildbahn
zwischen 10 und 12 Jahre alt werden, in Gefangenschaft auch über 20 Jahre.
Da Biberreviere recht groß sind
und die Tiere sich sehr langsam vermehren, kommt es nicht zu Massenvermehrungen wie
bei anderen Nagetieren. Im Gegenteil scheint es sich nachteilig auf die
Fruchtbarkeit auszuwirken, wenn die Biberdichte höher wird: Die Weibchen bekommen
dann nicht mehr jedes Jahr Nachwuchs. Dazu kommt, dass die Sterblichkeit bei Jungtieren
recht hoch ist, und auch nur ein gewisser Prozentsatz an Jungbibern die Suche
nach einem freien Revier überlebt.
Biber ernähren sich
ausschließlich vegetarisch von frischen Pflanzen und Baumrinde. Entgegen
anderslautender Gerüchte fangen oder fressen sie niemals Fische. Da sie keinen
Winterschlaf halten, legen sie sich im Herbst Wintervorräte in Form von Nahrungsflößen und eine
Speckschicht an.
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Knabberspuren an Weiden |
Kein anderes Lebewesen, abgesehen
vom Menschen, verändert seine Umwelt so stark wie der Biber. Der Biber braucht zum
Überleben Wasser und Uferbereiche und ausreichend viel Vegetation. Wo er keine geeigneten
Bedingungen vorfindet, passt er die Landschaft seinen Bedürfnissen einfach an.
Zum Schutz vor Fressfeinden
wohnen Biber in Bauten, deren einziger Zugang unter Wasser liegt. Um
das bei jeder Wetterlage sicher zu stellen, sorgen Biber für einen konstanten Wasserspiegel,
indem sie Bäche mit Dämmen anstauen. Als Baumaterial dafür benutzen Biber –
sehr nachhaltig! – die Äste und Zweige von Bäumen, die sie fällen, um die Rinde und
das Laub zu fressen. Abgedichtet wird der Damm mit Schlamm und Sedimenten. Biberdämme
sind sehr kunstvolle und haltbare Bauwerke, die von den Bibern laufend
kontrolliert und in Schuss gehalten werden. Durch die so angestauten Teiche sichern
sich die Biber genialerweise außerdem ihre Nahrungsquelle: Im feuchten Uferbereich
wachsen vor allem Weiden und Erlen, die besonders gern gefressen werden. Auch
das Fällen von größeren Bäumen schafft Platz und Licht für junge und niedrigwachsende
Pflanzen, die die Biber leichter ernten können.
Die Wohnbauten werden je nach Beschaffenheit
des Bodens entweder in die Uferböschung gegraben oder ähnlich wie Dämme aus
Ästen und Schlamm auf dem Ufer oder dem Damm als sogenannte Biberburg gebaut. Diese
Bauten bleiben oft jahrzehntelang bewohnt.
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Kleiner Biberdamm mit benagtem Baum im Hintergrund |
Durch das Anstauen von Teichen
und Auslichten von Baumbeständen erhöht der Biber nachweislich die
Artenvielfalt von Pflanzen, Tieren und Pilzen ganz enorm.
Außerdem heben
Biberdämme und -teiche den Grundwasserspiegel an und verringern die Gefahr von Sturzfluten
und Auswaschungen bei Starkregen, was wir in Zeiten des Klimawandels nicht unterschätzt
sollten. Biber schützen und bereichern Natur und Umwelt also ganz nebenbei und kostenlos.
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Biberteich |
Sogenannte „Biberschäden“
entstehen meist dadurch, dass die Gewässerschutzstreifen zu schmal sind, wenn
zum Beispiel Felder, Wiesen oder Gärten bis unmittelbar an den Bachlauf reichen.
Wo Biber und ihre Arbeit wirklich stören oder technische Anlagen gefährden,
kann oft durch einfache Maßnahmen Abhilfe geschaffen werden, wie z.B. durch Drahtmanschetten an Bäumen als Nageschutz oder durch künstliche Abflüsse, die den Wasserstand im Teich auf dem vom Menschen (und nicht vom Biber) gewünschten Niveau halten.
Obwohl Biber in
Deutschland streng geschützt sind, dürfen sie in Ausnahmefällen mit behördlicher
Genehmigung „entnommen“ werden, was in der Praxis bedeutet, dass sie getötet
werden. Warum man die Tiere in diesen Fällen nicht umsiedelt, entzieht sich
meiner Kenntnis und meinem Verständnis.