Verglichen mit den doch überraschend zahlreichen Verkäufern bei der allseits beliebten Antiquitätenshow im Fernsehen, die antike Brillantbroschen und wertvolle Goldarmbänder "in der Schublade" liegen haben, sind meine Familienerbstücke eher bescheiden in ihrer Zahl und ihrer Beschaffenheit.
Dieses kleine Spielzeugbügeleisen stammt von meiner Mutter, die es als Kind schon hatte, also in den 40er Jahren. Da war es aber auch nicht mehr neu.
Ich halte es für ein Vorkriegsmodell. Jedenfalls stammt es wohl aus Zeiten, als Bügeleisen noch ohne Strom auskamen - wobei die ersten Elektromodelle ganz ähnlich aussahen.
Bei dieser Variante wurde das Eisen zum Erhitzen einfach auf die heiße Herdplatte gestellt. Dank Holzgriff konnte man es trotzdem anfassen.
Als Kind habe ich nicht damit gespielt. Gedurft hätte ich natürlich, aber Bügeln zu spielen erschien mir nie so verlockend. Ich war auch nie eine Puppenmutter. Stofftiere, Malstifte und Legosteine waren eher was für mich.
Man ändert sich im Grunde nie, glaube ich.
Weil das Bügeleisen aber schon so alt ist ist und sozusagen ein Teil der Familiengeschichte, hatte ich es früher auf einer Fensterbank stehen. Das war ein sehr dummer Einfall, denn wie sich nach monatelangem Drumherumstaubwischen herausstellte, war die Unterseite herzhaft verrostet und hatte einen irreversiblen Fleck auf besagter Fensterbank hinterlassen.
Jedenfalls steckte es seitdem in einer Schachtel und sah jahrelang kein Sonnenlicht mehr.
Es rostete auch nicht nur unten, sondern rundum. Das Ding rostet wirklich leicht und gerne, denn nach der (zugegeben schlecht gewählten Fensterbank) war es nur der Luftfeuchtigkeit eines Wohnraums ausgesetzt und rostete trotzdem noch.
Den ursprünglich blauen Griff hatte ich einmal hellblau angemalt, wobei etwas Farbe aufs Metall geraten war, und dann noch mal irgendwann mit roter Wasserfarbe.
Ich würde ja gerne behaupten, dass ich da höchstens 10 Jahre alt war, aber ich fürchte, dass das nicht stimmt.
Der Bügel befand sich auch in starker Schräglage.
Hier die herrliche Unterseite.
Und ein Detail der Rostblüten auf dem ursprünglich vernickelten Oberteil.
Die Bodenplatte war nicht oder nicht mehr vernickelt. Man sieht da noch so einen Streifen, aber auf der Unterseite ist keine Spur von Nickel.
Jedenfalls sollte es aus diesem traurigen Zustand befreit werden. Da ich weder die Möglichkeit noch die Absicht hatte, die genieteten Stifte zu entfernen, musste es dazu am Stück bleiben. Und weil sich zwischen dem Oberteil und der Bodenplatte ein Zwischenraum befindet, wäre es vermutlich fatal gewesen, das gute Stück auf chemischem Wege im Zitronensäurebad zu entrosten.
Also musste ich zu Schleifpapier, Drahtbürste und Putzmittel greifen.
Dabei zeigte sich zweierlei: Erstens war die Originalfarbe auf dem Griff so tief ins Holz eingedrungen, dass ich sie nicht restlos abschleifen konnte. Oder: wollte. Irgendwann wäre vermutlich schon mal alles ab gewesen, aber irgendwann reicht es einem dann auch, wenn man ein bewegliches, kleines, rundes Teil von Hand abschmirgelt.
Zweitens war die Vernickelung in einem schlechten Zustand.
Es sind mehr so Nickelreste...
Da das Ding wie gesagt am Stück bleibt, hatte ich keine Chance, die auch noch restlos abzukriegen. Also strebte ich ab sofort einen gebrauchten Bügeleisen-Look an, allerdings bei gleichzeitiger künftiger Rostfreiheit.
Dazu hab ich erstmal die Unterseite mit Rostumwandler angestrichen. Der stoppt die Rostbildung und bildet gleichzeitig einen dünnen Schutzfilm, der allerdings schwärzlich ist. Um (gegen Nasenbildung) die Reste abzutupfen, habe ich ein altes Geschirrtuch benutzt, das leider nicht unbedingt fusselfrei war, wie sich herausstelle.
Da mir die Rostfreiheit wichtiger war als die Optik, hab ich dann auch die Oberseite mit Rostumwandler behandelt. Das machte alle Stellen ohne Nickel leider sehr schwarz, aber da nur ein bisschen Öl draufzutupfen und das Beste zu hoffen war mir doch zu riskant.
Den Griff habe ich mit Essig-Stahlwolle-Beize dunkler gefärbt, geölt und gewachst. Originalgetreu wieder blau Anmalen wäre auch eine Möglichkeit gewesen, aber nach der ganzen Schleiferei... und dann hätte ein makelloser blauer Griff auch nicht zum deutlich mitgenommenen Metall gepasst.
Dann habe ich noch mit der Rohrzange den Bügel wieder gerade gebogen. Das ging leichter als gedacht.
Jetzt ist es mir sicher und hübsch genug fürs Bücherregal.
Ich finde diese Sendungen, wo sie Schätze in mehrstelligen Eurobereich finden und verkaufen auch sehr interessant. Von meiner Familie gibt es zwei, drei zerfledderte Bücher aus den Nachkriegsjahren oder andere bescheidene Güter. Aber ich bin froh, dass ich nichts so Wertvolles besitze - ich würde es ja doch nicht verkaufen.
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