Freitag, 11. Oktober 2019

Schlehenmarmelade - Only the Brave























Man lernt nie aus. Ich habe herausgefunden, dass man aus Schlehen prima Marmelade (scheinbar heißt das Zeug ja offiziell "Konfitüre", aber mal ehrlich, das sagt doch niemand!) kochen kann.
Weshalb ich das so ungewöhnlich finde, fragt sich nur, wer keine Schlehen kennt.























Das sind sie: Kleine, runde, blaue Früchte. Im Prinzip sehr kleine Pflaumen. Die Sträucher wachsen wild in Hecken, und im Normalfall macht euch außer den Vögeln keiner die Ernte streitig. Also kostenloses Grundmaterial.
Schlehen haben noch andere Vorteile, sie sind zum Beispiel äußerst gesund und haben niemals Würmer... was daran liegt, dass die Würmer nicht doof sind. Rohe Schlehen machen nämlich eine derart pelzige Zunge, dass man kaum sagen kann, wie die Früchte eigentlich schmecken. Jede Menge Gerbsäure. Man beißt zu und spuckt die Schlehe reflexartig sofort wieder aus, aber das Pelzgefühl bleibt noch lange.

Beim Kochen geht die Gerbsäure aber tatsächlich irgendwie weg. Wird abgebaut, zerfällt, keine Ahnung. Es pelzt nicht mehr. Oder zumindest nur noch ganz leicht. Im Abgang leicht pelzig...
























Ihr braucht:

- 800g Schlehen
- 200g Gelierzucker 3:1
- eine Messerspitze Zitronensäure
- ca. ein Schnapsglas Wasser

- zwei Kochtöpfe, sehr saubere Schraubdeckelgläser, ein Metallsieb, einen Löffel

Gratulation, ihr habt richtig gerechnet, 800g Schlehen und 200g Zucker sind kein Verhältnis 3:1, sondern 4:1. Das kommt daher, dass sich die der Zuckermenge immer nach geputzten Früchten richtet. Schlehen kann man aber nicht putzen, die kocht man im Stück.

Ihr nehmt also eure Schlehenbeute und wascht sie ordentlich ab. Weil die Früchte noch intakt sind, hat Omas Methode mit dem "Saft ziehen lassen" hier keinen Sinn. Ihr schmeißt also alle Zutaten direkt in einen Kochtopf und kocht sie, bis die Schlehen zerfallen (im Übrigen geht das auch viel schneller).
Dann gießt ihr vorsichtig eine kleine Portion durch das Sieb in den zweiten Topf und rührt mit dem Löffel so lange im Sieb rum, bis sich nur Kerne und Schalen im Sieb befinden. Der Saft und das Fruchtfleisch gehen durch. Kerne und Schalen wegwerfen und die nächste Portion durchs Sieb streichen.
Jetzt kocht ihr die Marmelade noch mal kurz auf. In der Zwischenzeit könnt ihr die Gläser schon mal mit kochendem Wasser vorwärmen (ausspülen). Perfektionisten machen jetzt eine Löffelprobe, d.h. ihr gießt einen Teelöffel voll auf einen kalten Teller und guckt, ob das Zeug brav geliert. Wenn nicht, mehr Gelierzucker.
Dann gießt ihr die Marmelade kochend heiß in die wieder trockenen Gläser und schraubt diese schnell gut zu. Die Gläser umzudrehen ist nach meiner Erfahrung eher kontraproduktiv. Der heiße Dampf desinfiziert den Deckel ausreichend.
Sobald ein Glas angebrochen ist, stellt ihr es übrigens lieber in den Kühlschrank, weil weniger Zucker halt auch weniger stark konserviert.

Sobald die Marmelade abgekühlt ist, könnt ihr zur Verkostung schreiten... die Marmelade sollte schön säuerlich nach Pflaumen schmecken und eben auch noch ganz leicht pelzig sein.
Also ich mag das, aber ich mag auch schwarze Johannis- oder Holunderbeeren. Obst für Fortgeschrittene.

11 Kommentare:

  1. Hallo Centi,

    also ich hab mal vor ewigen Zeiten gelernt, dass Schlehen Frost abkriegen müssen vor der Verarbeitung. Dann geht beim Verarbeiten das Pelzige weg.

    Vielleicht klappts ja auch im Nachhinein, kannst ja mal ein Löffelchen Marmelade einfrieren und nach dem Auftauen testen. Außer natürlich, du magst das Pelzige.

    Oder hattet ihr schon ordentlich Frost?

    Wie auch immer, guten Appetit!

    Grüße

    Antje

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    1. Ja, das mit dem Frost stimmt, aber Kochen geht offenbar auch.
      Wir hatten hier noch gar keinen Frost, die Schlehen waren noch maximalpelzig. :-)

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  2. Hallo du, dann sage ich schon mal danke für die ungewöhnliche Rezeptidee, vielleicht ergibt sich das noch. Ein Bekannter von uns schwört auf Schlehenlikör, den er selbst ansetzt, kam allerdings nie dazu, ihn zu probieren. Finde auch die Blüte der Schlehe sehr schön. Keine Würmer? Das ist natürlich was, um nicht zu sagen super. Ein wunderschönes Wochenende wünsch ich dir! Bianca

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    1. Ja, die Büsche sind echt fabelhaft, wenn sie blühen!

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  3. Ja, der Herbst ist Marmeladenzeit. Wunderbar, was da alles entsteht. Auch dein Rezept klingt nach Genuss.
    Viele Grüße

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  4. Ach so, kann man die auch ohne Frosteinwirkung zur Marmelade verarbeiten? Ich dachte immer, die müssten Frost haben, aber gut zu wissen, dass es auch ohne geht.
    VG
    Elke

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  5. Hallo, ich warte nicht auf den Frosr, ich pflücke sie und gefrier sie leicht ein. Das war der Frost :-). Danach verarbeiten.
    VG

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  6. Hallo,schön das es noch jemanden gibt der auch Schlehengelee kocht. Ich liebe es und koche es schon seit Jahren. Allerdings friere ich die Schlehen mindestens 3 Tage ein und nachdem sie gekocht (Wasser nach Bedarf) und abgeseiht sind richte ich mich beim Gelee kochen nach den Angaben für Saft. Gelingt immer, kein pelziges Gefühl und ein toller Schlehengeschmack.
    Tipp: Mit Zimt und / oder Lebkuchengewürz ist es ein tolles Geschenk zu Weihnachten.

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  7. Ich hab das Schlehenmus neben dem Zucker mit Vanille aufgekocht. Ich muss sagen : es schmeckt unwahrscheinlich gut. Diese herb - süsse Note ist der Hammer;)

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  8. Ich habe noch nie Schlehenmarmelade gekocht . Es liegt daran wo sind die Sträucher ?
    Durch Zufall hat eine Bekannte einen Baum. Ich habe welche bekommen und nun frieren sie erst einmal . Ich mache so viele Dinge aus der Natur. Kräuterlikör, Hagebuttenmarmelade und Likör und nun fehlten noch die Schlehen . Es gibt noch andere Sträucher die man räubern kann zB Hollunder kann ich nur empfehlen !

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  9. Hab soeben nach deinem Rezept die Schlehenmarmelade gekocht. Die Schlehen hatte ich noch vom letzten Jahr eingefroren.
    Jetzt freue ich mich sehr darauf mein erstes Schlehenmarmeladebrot zu naschen .
    Danke für die Tipps

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