Dienstag, 6. April 2021

Katastrophenkuchen


 

 

 

 

 

 

 

 

 


Da das Internet ja offenbar von "mündigen Bürgern" mit höchst mangelhaftem Urteilsvermögen nur so wimmelt, zunächst ein Hinweis: Es folgt ein satirischer Text, keine Anleitung. Don't try this at home.

Also los. Wie backt man einen Katastrophenkuchen?

Ihr braucht:
  • Backzutaten
  • ein Rezept mit der "Gelinggarantie"
  • einen Ofen mit Klappe
  • ein Schienbein

Zunächst bereitet ihr den Teig für den Boden zu, wie es im Rezept steht und halbiert dabei die angegebene Zuckermenge. Ihr füllt alles in eine Springform, schiebt es in den vorgeheizten Ofen und kratzt die Teigschüssel aus. Da die Eier natürlich ihr Ablaufdaten schon längst hinter sich gelassen haben, probiert ihr den rohen Teig vorsichtshalber und stellt fest: der Teig als Ganzes ist immer noch viel zu süß. 

Egal. Nach der Backzeit holt ihr einen ziemlich gewaltigen Kuchenboden aus dem Ofen und lasst die Ofentür offen stehen, damit auch der Backofen abkühlen und trocknen kann. Bis der Kuchenboden kühl genug ist, um weiter zu machen, bleibt viel Zeit, die nicht ungenutzt verstreichen soll.



Euer Blick fällt auf den Tulpenstrauß im Wohnzimmer, der seine besten Tage auch schon deutlich hinter sich hat.
Ihr greift euch also die ganze Vase, um sie Richtung Spüle und Abfalleimer zu tragen, und rennt, weil ihr mit den blöden Tulpen vor der Nase ja nicht auf den Boden sehen könnt, volle Lotte gegen die Metallkante der verdammten Ofenklappe.
  
So sieht euer Schienbein vier Tage später aus.
Man beachte bitte auch die formschöne Beule.

 

 

 

 

 

 

 

 

 














Nachdem ihr fluchend ein bisschen auf- und abgesprungen seid, untersucht ihr euer Bein, stellt fest, dass nichts blutet, untersucht als nächstes die Ofentür und stellt fest, dass die es unbeschadet überstanden hat. Dann werft ihr wie geplant die Tulpen weg, legt ihr euch einen Tetrapack mit Vollmilch aufs Bein (wer hat schon Kühlpads?) und stellt fest, dass ihr so den Kuchen nie fertig kriegt.

Außerdem merkt ihr, dass eure innen kuschelig aufgeraute Jogginghose (was sonst trägt man dieser Tage?) am Schienbein klebt, weil da doch mehr Haut abgegangen ist, als ihr zunächst gedacht hattet. Ihr zupft sie vorsichtig wieder ab und freut euch über schicke lila Fusseln am Bein.

Dann kocht ihr Milch auf und realisiert, dass ihr seit Jahren keinen Pudding mehr gemacht habt. Muss da echt so viel Zucker rein? Vermutlich nicht. Also nur ein halber Teelöffel. Muss man das angerührte Pulver mit dem Schneebesen in die Milch geben oder reicht ein Löffel? Ihr entscheidet euch für den Löffel und bereut es sofort. Jetzt hilft leider auch der Schneebesen nichts mehr - der Pudding sieht aus wie Rührei, das noch nicht ganz durch ist.  

Ihr werft noch eine Dose Mandarinorangen ins Rennen und hofft das Beste.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Durch eifriges Umstapeln findet ihr auch noch ein freies Plätzchen im Kühlschrank für den Kuchen. Nachdem er dann schließlich vollendet auf eurem Teller liegt, müsst ihr zugeben, dass er zwar keinen Schönheitspreis gewinnen wird, aber gar nicht so schlecht schmeckt. Der Belag gleicht den zu süßen Teig aus, der aber in gebackener Form auch gar nicht mehr so fürchterlich ist.

Und irgendwann, in der übernächsten Woche oder so, werdet ihr euch nachts auch wieder auf die linke Seite drehen können, ohne dass sich im Traum wütende Hunde in euer Bein verbeißen.

6 Kommentare:

  1. Bin ich froh, dass derartige Intelligenzleistungen nicht nur mir gelingen ... Sorry, wollte dich nicht beleidigen. Musste aber dennoch schmunzeln beim Lesen. Und leider bin ich manchmal ein Schussel und mir passiert das auch manchmal (Nudeln ohne Sieb abseihen, Blumenstock hochheben und den mit Wasser gefüllten Untertopf vergessen, der sich dann in einer schönen braunen Suppe ergießt ...)

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    1. ... oder Lesen, was auf dem Boden vom offenen Honigglas steht. :D
      Manchmal hat man eben einen ganz kurzen Aussetzer, an dem man dann hinterher lange Spaß hat!

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  2. Danke für die lustig erzählte Geschichte :-)

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  3. Guten Abend liebe Centi
    Da war ich aber jetzt gut unterhalten, vielen Dank!
    Deine Beule wechselt wohl noch die Farbe, ob sie ganz zurückgeht? - Ich hatte am Schienbein eine Beule (vom Pedal des Einrads) und bis heute ist dort jetzt ein Knubbel. Naja, so ist das halt.
    Hoffentlich konnte der feine Kuchen dich etwas darüber hinweg trösten.
    Liebe Grüessli
    Eda

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    1. Im Moment wird sie gerade violett... geht aber auch deutlich zurück. Ohne Knubbel wäre mir mein Bein auf Dauer natürlich lieber, aber das muss man mal abwarten.

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  4. jetzt hast du mich doch zum Lachen gebracht..
    kann ich gerade brauchen
    solche Glanzleistungen bringe ich auch ständig fertig :D
    aber Hauptsache der Kuchen hat geschmeckt
    liebe Grüße
    Rosi

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