Mittwoch, 4. November 2020

Das Marmeladenjahr

Vorab: Wenn ich von Marmelade spreche, meine ich damit einen gekochten Brotaufstrich aus beliebigem Obst - was der Handel Konfitüre oder Fruchtaufstrich nennt. Orange kann, muss aber nicht. Das ist halt so mein Sprachgebrauch.

Aprikose in dramatischer Beleuchtung













 

Dieses Jahr hab ich viel mehr Marmelade gekocht als in irgendeinem Jahr davor. Vielleicht sogar mehr als insgesamt in meinem Leben davor, auch das könnte sein.

Erstens, weil unser bevorzugter Supermarkt (wenn man zu Fuß einkaufen geht, ist das immer der nächstgelegene Supermarkt) unsere bevorzugte Marmeladenmarke nicht führt.

Zweitens, weil besagte Marke rabenteuer ist.

Drittens, weil ich wegen Corona viel mehr Freizeit habe als je in meinem Berufsleben zuvor - dank Heimarbeitsplatz entfällt ja der Arbeitsweg, der mich zur Zeit gute zwei Stunden täglich kosten würde.

Und viertens, weil meine selbstgemachte Marmelade einfach besser schmeckt als gekaufte und folglich viel schneller weg ist. 

Und fünftens natürlich auch, weil ich ja nun zuhause frühstücke und nicht im Büro.











Angefangen hab ich im Frühjahr mit Rhabarber.

Die erste Fassung war besser als die zweite, weil mir bei letzterer nicht aufgefallen ist, dass mein Rhabarberbündel kein Kilo wie vermutet, sondern nur 750 g schwer war - also habe ich mehr Zucker als eigentlich geplant verwendet, und die ganze Sache war deutlich süßer. Aber immer noch gut. Rhabarber gibt es nächstes Jahr unbedingt wieder.














Dann gab es Rote Johannisbeere. Ohne Kerne. Da hatte ich ja vorher leichte Sorge, dass das geleeartig glibberig werden könnte, aber dem war zum Glück nicht so. Auch die soll es nächstes Jahr wieder geben.














Dann war die Zeit der Wunschsorten vorbei und ich habe angefangen, eben das zu verwenden, was es gerade im Supermarkt gab. In diesem Fall Aprikosen.

Fand ich schon deswegen toll, weil Aprikosenkerne ganz einfach aus der Frucht rausgehen, wenn man sie aufschneidet. Märchenhaft wenig Arbeit, sehr feines Ergebnis. Ebenfalls hohes Wiederholungspotential.

Als nächstes gab es Rote Pflaumen. Ihr kennt diese komischen großen, runden Pflaumen, die es irgendwie nur im Supermarkt gibt. Aus denen muss man die Kerne herausschnitzen. Die Marmelade wurde aber auch sehr gut, und weil die Pflaumen so groß sind, ist die Schnibbelarbeit überschaubar. Können wir auch noch mal machen.

Und dann - kam die Flaute. Im Supermarkt gibt es außer Äpfeln und Bananen zur Zeit Zitrusfrüchte und Weintrauben. Trauben und Bananen sind zu süß, als dass sie für uns marmeladefähig wären. Orange & Co. wären einen Versuch wert., aber irgendwie würde ich da schon gerne ein bisschen Schale mit drin haben, und der Kram im Supermarkt ist nicht nur mit Pflanzenschutzmitteln (mehr als bei Obst, bei dem man die Schale mitisst) behandelt, sondern auch noch mit einer Art Wachs überzogen, damit er länger hält. Will man nicht essen.

Also Äpfel. Die brauche ich dieses Jahr allerdings seit Wochen nicht kaufen, die kann ich aufsammeln.













 

Wir haben drei Apfelbäume auf dem Gemeinschaftsgrundstück, und die Nachbarn interessieren sich offenbar nicht dafür. Trotz der Trockenheit gab es eimerweise Äpfel - und die meisten liegen immer noch auf der Wiese und werden zu Kompost.











Also hab ich mal mein Glück versucht und Marmelade aus ein paar Äpfeln und wenigen Schlehen gekocht. Es war ein Apfel- aber kein Schlehenjahr.

Das Ergebnis ist na ja, durchaus essbar, aber es schmeckt nicht gerade nach viel. Das wird nicht wiederholt.

Äpfel sind für Marmelade etwas zu mild, scheint mir. Im Internet gibt es zwar massig Rezepte, die behaupten, mit Bratapfel- und Marzipanaromen punkten zu können, aber irgendwie möchte ich weder Bratäpfel noch Marzipan zum Frühstück. Und ganz gewiss auch keine Marmelade, in der Mohrrüben oder Zucchini oder so was enthalten sind. Auch nicht in Spuren.

Für nächstes Jahr muss ich mir also merken, dass ich viel mehr Marmelade koche, solange es geeignetes Obst (und Rhabarber, der technisch gesehen natürlich Gemüse ist) gibt und dann hamstere.

Also, in diesem Fall lohnt sich das Selbermachen: Viel bessere (und dank weniger Zucker auch gesündere) Marmelade für deutlich weniger Geld. Was will man mehr.

5 Kommentare:

  1. Liebe Centi, von Äpfeln machte man früher bei uns nur vom Fallobst Gelee. Dazu wurden die Äpfel gesammelt, die lange vor der Reife wegen Schädlingen oder zu vielen Früchten herunterfielen, im Dampfentsafter entsaftet und dann eingekocht. Habe ich als Kind geliebt (vielleicht auch, weil da sicher keine Kerne drin waren)und als eher säuerlich in Erinnerung.
    Ansonsten: Tolle Sammlung! Liebe Grüsse, Stefanie.

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  2. JA, für Äpfel finde ich nach wie vor Apfelmus prima... zu leckeren Eierkuchen ein Gedicht.
    Lieben Gruß jacky

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  3. Toll! Rhabarbermarmelade mögen meine Eltern auch sehr gerne!
    Und wie mein Vorredner bereits sagte: Apfelmus. Kann man super einfrieren!

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  4. Apfelbrei hab ich jede Menge gekocht, und auch jede Menge Apfelkuchen gebacken... nur für Marmelade fehlt mir gerade der Grundstoff. :-)

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  5. Die gleiche Auswahl gab es bei uns auch selbstgemacht. :-) Rhabarber und Johannisebeeren sind hier immer ratzfeatz weg und werden geliebt.
    Ich hab dieses Jahr zum ersten Mal Zucchini-Zitronen-Marmelade gekocht. Die ist auch super lecker. Die Zitrone macht es schön säuerlich und Zucchini ist nur der "Füllstoff". Klappt alternativ auch gut mit Kürbis - dann allerdings den eher geschmacksneutralen Halloweenkürbis nutzen, nicht Hokkaido.
    Probier es mal aus, das könnte euch auch schmecken, trotz Zucchini.
    LG CoBa

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