Der Gärtner träumt

Der Gärtner träumt

Was hat die Traumfee in der Wunderbüchse?
Vor allem ein Gebirg von bestem Mist!
Dann einen Weg, auf dem kein Unkraut wüchse,
Ein Katzenpaar, das keinen Vogel frißt.

Ein Pulver auch, mit dem bestreut alsbald
Blattläuse sich in Rosenflor verwandeln,
Robinien jedoch zum Palmenwald,
Mit dessen Ernte wir gewinnreich handeln.

O Fee, und mache dass uns Wasser flösse
An jedem Ort, den wir bepflanzt, besät;
Gib uns Spinat, der nie in Blüten schösse
Und einen Schubkarrn, der von selber geht!

Und Eines noch: ein sicheres Mäusegift,
Den Wetterzauber gegen Hageltücken,
Vom Stall zum Hause einen kleinen Lift,
Und jeden Abend einen neuen Rücken.

von Hermann Hesse

Zwar nenne ich nur einen Balkon mein eigen, aber die Menge an Grünzeug qualifiziert diesen als Garten.
Oder, wenn das nicht reicht: die Menge an Blattläusen.
Ich kann derzeit grüne, braune und schwarze bieten. Seit es in den Drogerien kein Gift mehr gibt, bin ich ziemlich machtlos - über die diversen Hausmittelchen, seien es Essig, Spüli, Backpulverlauge oder Sude aus allerhand Kräutern kichern die Läuse nur leise. Mir bleibt nur rohe Gewalt (als wäre Gift weniger gewalttätig, aber ihr versteht, was ich meine) oder irgendwann eine Reise zum nächsten Raiffeisenmarkt.
Ich habe Marienkäfer & Co. übrigens scharf beobachtet - die scheinen sich woanders den Bauch vollzuschlagen.

Immerhin, von den Läuseschäden mal abgesehen, grünt und blüht es inzwischen schon ganz gut.
Und dann ist mein Balkon ja auch Leseecke, Sonnenbank und Bastelkeller... ich habe immer eine Menge Gründe, warum ich draußen sein muss.

Im Prinzip ist auch noch Platz für viel mehr auf dem Balkon, aber Pflanzen saufen ja auch dann hektoliterweise Wasser, wenn man mal ein paar Tage weg möchte, und irgendwelche armen Nachbarn sollen dann für mich Gießkannen schleppen.

Sogar die Bohnen fangen inzwischen an zu wachsen. Die hatte ich zu früh gesetzt - wer rechnet heutzutage schon noch mit einem kühlen Frühling?

Wenn ich den Blick nach oben oder Richtung Flüsschen wende, sehe ich fast garantiert gefiederte Freunde. Schwalben gibt es jede Menge, Rotschwänzchen, nicht genau definierbare Meisen, Wacholderdrosseln, Enten, Graureiher, Störche, Wasseramseln, normale Amseln, Distelfinken, Krähen, Elstern, Dohlen, Tauben, Milane und Mäusebussarde. Es ist echt was los.

Letzten Montag hab ich mir eine Solar-LED-Laterne gegönnt. Fast ganz echter Jugendstil für 6,99 € aus dem Discounter - bei so einer gehobenen Qualität musste ich noch ein bisschen nacharbeiten, bis sie mir für einen Außeneinsatz einigermaßen stabil genug vorkam. Das "Glas" ist nämlich aus Plastik und hielt nicht so richtig.
Aber jetzt lädt sie sich tagsüber auf und leuchtet nachts brav vor sich hin.

Der absolute Publikumsmagnet auf meinen naturnahen (in Bezug auf die Blattläuse vielleicht zu naturnahen) Balkon ist der Kleine Storchenschnabel. Alle lieben den Storchenschnabel. Bienen, Hummeln, Käfer, Schwebfliegen, Schmetterlinge...

... nur sie hier, sie hat ihn ignoriert. Sie möchte ein Nest im Rollladenkasten bauen. Von wegen!

Ich verlinke mich also mal ganz frech mit meinem Minigarten bei der Zitronenfalterin.