Freitag, 13. April 2018

Ettenheim: Licht und Schatten


















Wir waren gestern in Ettenheim.























Ein Städtchen mit einer niedlichen Altstadt aus der Barockzeit. Vorher hatten sie auch schon eine Stadt, aber wie das Leben so spielt, kam im 30jährigen Krieg ein Feldherr aus Sachsen daher und hat beschlossen, diesselbe aus taktischen Gründen niederzubrennen.
























Die Ettenheimer haben ihre Stadt wieder aufgebaut und bis auf wirklich wenige Bausünden (rein zufällig sitzt zum Beispiel gerade die Sparkasse mitten in der Altstadt in einem ziemlich scheußlichen Neubau) sehr schön erhalten.






























Das ist die riesige Kirche St. Bartholomäus (selbstverständlich und offensichtlich auch barock).

Auf dem Friedhof dahinter gibt es ein paar alte Kastanien mit unglaublich vielen Höhlen drin und zwei prächtige, große Platanen, die nicht ganz aufs Bild passen.


























In Ettenheim saß ein paar Jahre der französische Kardinal Rohan von Straßburg, der irgendwie in die Halsbandaffäre verwickelt war. Die war das Watergate des 18. Jahrhunderts, aber ehrlich gesagt blicke ich da nicht ganz durch, insbesondere weil dann ja auch gleich anschließend die Revolution war. Jedenfalls war der Kardinal für eine Kleinstadt eine große Sache.
Die Kirche war aber schon vorher fertig. Vielleicht fand er sich da angemessen untergebracht, zumal er im Schloss wohnen konnte. Das ist das rote Gebäude hier rechts, da konnte der Kardinal gemütlich zu Fuß zur Messe gehen.























Womit wir bei Ettenheims Kehrseite wären: Fußgänger liebt man hier inzwischen nicht mehr so. In der gesamten Altstadt herrscht reger Autoverkehr. Auch durch die kleinsten Gässchen darf man fahren, und weil die Straßen alle schmal sind, muss man natürlich auch überall über die Gehwege brettern, wo welche sind. Theoretisch ist überall Zone 20 und theoretisch sind die Fußgänger gleichberechtigt, aber in der Praxis springt man doch lieber zur Seite, bevor man auf dem prächtigen Kopfsteinpflaster oder an der nächsten historischen Fassade klebt.
Es ist nervtötend, laut, gefährlich und - hässlich. Wir reden hier von einer Stadt, in der der geneigte Eigenheimbesitzer nur Fensterläden aus Holz anbringen darf, Metall oder Kunststoff ist verboten. Rollläden sind sowieso nicht erlaubt. Alles unabhängig vom Denkmalschutz. Nur, was nützt das bitte, wenn unten überall Blechkarren rumstehen? Dass die Anwohner dort parken dürfen, ist ja verständlich, aber das jeder Kunde der gefühlten acht Geschäfte in der Altstadt auch noch genau vorm Laden sein Auto abstellen muss... na ja.
Gegen das Geschäftesterben hilft diese Politik übrigens nicht, das findet hier auch statt.























Aus dem Bild oben hab ich ein Autoheck links unten rausgephotoshoppt - und das rechts soweit abgeschnitten, dass es nicht so auffällt.

Und dann der ÖPNV. Armselig. Der nächste Bahnhof in Orschweier ist gute drei Kilometer entfernt, und für diese Distanz gibt es keine vernünftige Busverbindung. Wir sind den "schönen" Fußweg an Bundes- und Landstraße entlang gegangen (und hoffen, das wir den weniger schönen nie kennen lernen müssen). Laut und doof.
Aus Ringsheim kann man noch deutlich weiter einen wirklich netten Weg durch Obstgärten und Weinberge laufen, aber so für jeden Tag ist das halt auch eher nichts. 























Also: Ettenheim ist ungewöhnlich hübsch, hat aber deutlichere Nachteile als andere Städtchen.

3 Kommentare:

  1. Warum man die Skulptur an dem Haus blos quergelegt hat XD?

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  2. Plötzlich kommt mir alles so wunderbar bekannt vor...*grübel*. Ja, Anette (Schwarzwaldmaidli) hat uns bei ihren 12tel-Blick-Ansichten mit einigen Ecken Ettenheims bekannt gemacht. Man kommt herum, wenn man Blogs liest... (das Sparkassengebäude erspart man seinen Bloglesern lieber. Danke.)
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. Das Problem gibt es leider in einigen alten Städtchen mit kleinen Gässchen. Man nehme noch ein paar enge Kurven dazu und man hopst nur so um die Ecken.

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