Sonntag, 5. November 2017

Wir retten fast alles.

Unsere Schuhputzausrüstung residierte seit 20 Jahren in einem Schuhkarton unter einem Heizkörper. Unter verschiedenen Heizkörpern, denn wir sind ein paar Mal umgezogen. Aber immer im gleichen Schuhkarton. So sah der jetzt auch aus.
Offenbar war ich geneigt, das als gottgegeben hinzunehmen, aber meine bessere Hälfte meinte neulich: Für den Schuhputzkram könnten wir doch mal so ein Holzkästchen haben und aufs Schuhregal stellen. 

Keine schlechte Idee.


















Jetzt haben wir diesen netten alten Karteikasten im Flur. Den hab ich neulich vom Sperrmüll mitgenommen.
Ich hoffe zumindest, dass es Sperrmüll war. Stand halt unbeobachtet an der Straße...

Da war er allerdings noch nicht im gleichen Zustand.


















Doch. Es war Sperrmüll.

Der arme Kasten stand offenbar länger im Keller oder in einer Waschküche, jedenfalls in einer feuchten Umgebung. Davon hatte sich im Boden, der aus einer Art Sperrholz war, der Leim so aufgelöst, dass die unterste Lage komplett gewellt und lose war. Am Deckel ein ähnliches Problem, nur nicht so stark. Dafür wurde der Deckel in sich wackelig, weil auch da der Leim aufgegeben hatte. An der rechten Seite ging das Furnier ab, alle Nägel rosteten friedlich vor sich hin, und alles war voller Flecken und sehr, sehr staubig.
Ehrlich gesagt, hab ich kurz gezuckt, ob ich den Kasten überhaupt mitnehmen soll, nachdem ich ihn aufgehoben hatte. Er war schon eher was zum Wegschmeißen als zum Behalten.
Ein Pluspunkt allerdings: Von innen sah er fast noch aus wie neu, und er roch nach gar nicht, kein Schimmel, kein Moder.


















Dass ich den nicht wieder in einen sozusagen fabrikneuen Zustand kriege, war mir schon klar. Muss ja aber auch nicht sein.
Trotzdem sieht er jetzt nicht mehr aus wie etwas, was man gern los wäre.


















Als erstes hab ich das ganze Ding gut abgebürstet, ausgesaugt und dann die unterste Holzschicht mit einem Spatel und roher Gewalt abgerupft. Ein bisschen Leim war doch schon noch übrig.
Die Nägel, mit denen der Boden am Rahmen befestigt ist, hab ich anschließend natürlich weiter reingeschlagen, sonst hätten die ja rausgeguckt. Das hat den Boden schon wieder ganz gut hergestellt.


















Dann hab ich alles, was sonst noch lose war wieder verleimt, so gut ich konnte. Ich hab ja keine Werkstatt, ich hab nur einen Werkzeugkasten. Ging aber besser als erwartet.
Nur die Wellen am Deckel sind noch ein bisschen zu sehen, aber das finde ich nicht mehr tragisch.


















Den Griff mit Schildchenhalterung hab ich zum Putzen dran gelassen. Wenn das Holz eh schon Rostflecken hat, kann man die rostigen Nägel auch drin lassen.


















Das Schild ist natürlich ein bisschen albern - wir wissen ja, was da drin ist. Und meine Handschrift finde ich eh nicht so überzeugend. Vielleicht drucke ich noch ein hübscheres Schild aus. Mal sehen.























Der Deckel sah schlimm aus. Von Anfang an nicht als Schauseite gedacht, war er völlig ausgebleicht, fleckig, splitterig, traurig.























Mit grobem und feinem Sandpapier abgeschliffen, lackiert, noch mal angeschliffen und noch mal lackiert - ich war ganz überrascht, wie wunderbar honigfarben das Holz wurde. Und dass ich nur noch einen einzigen Splitter in der Handfläche stecken habe.


















Ich hab auch die Seiten angeschliffen und neu lackiert. Steht ihnen gut. Das Holz ist sowieso richtig schön. "Eiche hell" eben.


















Innen musste ich gar nichts machen außer den Staub entfernen.
Und alles passt rein. Eindeutig eine Verbesserung zum Schuhkarton.

7 Kommentare:

  1. Diese putzige Geschichte von dem neuen Schuhputzkästchen gefällt mir ganz besonders gut.
    Wir haben einen ähnlichen Holzkasten für die Schuhputzutensilien. Der bewohnt inzwischen die vierte Behausung mit uns zusammen und könnte solch Wiederbelebungskur durchaus ebenfalls gut gebrauchen. Ich werde dieses Vorhaben in Erwägung ziehen.
    Danke für den anregenden Beitrag!
    Verregnete Grüße sendet
    Edith

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  2. Haha - wenn mich nicht alles täuscht, hat meine Mutter GENAU so einen Kasten auch zu Hause, allerdings ohne Schuhputzzeug drin. ;) Wunderbar gerettet, hätte nicht gedacht, dass da noch so irre viel zu machen ist - da hat er aber Glück gehabt, euer neuer Schuhputzzeugkasten, und ihr auch!

    Entzückten Knicks
    Maike (die diesmal daran denkt, NICHT mit dem Wordpress-Account zu kommentieren, auf Holz geklopft und basta und sowieso!)

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  3. Wow, was für eine tolle Verwandlung. Vom traurigen Kästchen zur strahlenden Schönheit.
    Toll gemacht, die Geschichte sehr nett verpackt.

    Liebe Grüße Silvia G. aus FN

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  4. Oh wie cool... bei mir gibt es sowas wie Sperrmüll etc. nicht mehr... das kenne ich nur aus dem Urlaub (wo ich meist wegen Fahrrad keine Transportmöglichkeit hab) oder von Ausflügen ins Berliner Umland.
    Liebe Grüße jacky

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