Donnerstag, 24. April 2025

Biber-Beitrag Nr. 5: Leben und Werk

Gefällter und Baum mit abgenagter Rinde

 


 











Biber sind ausgesprochen soziale Tiere. Sie leben in Familienverbänden, die aus einem Elternpaar, seinen jährlich bis zu vier Jungen und den Jungen aus dem Vorjahr bestehen. Die älteren Geschwister kümmern sich mit um die Kleinen. Im zweiten oder dritten Lebensjahr werden die Jungen aus dem Revier der Eltern vertrieben und suchen sich dann auf langen Wanderungen ein eigenes Revier und einen Partner. Ein Biberpaar lebt monogam und bleibt normalerweise sein Leben lang zusammen.

Familienmitglieder erkennen einander am Geruch. Die gegenseitige Fellpflege spielt eine große Rolle im Alltagsleben. Vor allem junge Biber spielen viel und führen kleine Ringkämpfe aus, innerhalb der Familie gibt es aber keine echten Kämpfe. Versucht dagegen ein fremder Biber, in ein bereits besetztes Revier einzudringen, wird er vehement vertrieben. Dabei kann es zu schweren Bissverletzungen kommen, die auch tödlich sein können.

Biber können in freier Wildbahn zwischen 10 und 12 Jahre alt werden, in Gefangenschaft auch über 20 Jahre.

Da Biberreviere recht groß sind und die Tiere sich sehr langsam vermehren, kommt es nicht zu Massenvermehrungen wie bei anderen Nagetieren. Im Gegenteil scheint es sich nachteilig auf die Fruchtbarkeit auszuwirken, wenn die Biberdichte höher wird: Die Weibchen bekommen dann nicht mehr jedes Jahr Nachwuchs. Dazu kommt, dass die Sterblichkeit bei Jungtieren recht hoch ist, und auch nur ein gewisser Prozentsatz an Jungbibern die Suche nach einem freien Revier überlebt.

Biber ernähren sich ausschließlich vegetarisch von frischen Pflanzen und Baumrinde. Entgegen anderslautender Gerüchte fangen oder fressen sie niemals Fische. Da sie keinen Winterschlaf halten, legen sie sich im Herbst Wintervorräte in Form von Nahrungsflößen und eine Speckschicht an.

Knabberspuren an Weiden














Kein anderes Lebewesen, abgesehen vom Menschen, verändert seine Umwelt so stark wie der Biber. Der Biber braucht zum Überleben Wasser und Uferbereiche und ausreichend viel Vegetation. Wo er keine geeigneten Bedingungen vorfindet, passt er die Landschaft seinen Bedürfnissen einfach an.

Zum Schutz vor Fressfeinden wohnen Biber in Bauten, deren einziger Zugang unter Wasser liegt. Um das bei jeder Wetterlage sicher zu stellen, sorgen Biber für einen konstanten Wasserspiegel, indem sie Bäche mit Dämmen anstauen. Als Baumaterial dafür benutzen Biber – sehr nachhaltig! – die Äste und Zweige von Bäumen, die sie fällen, um die Rinde und das Laub zu fressen. Abgedichtet wird der Damm mit Schlamm und Sedimenten. Biberdämme sind sehr kunstvolle und haltbare Bauwerke, die von den Bibern laufend kontrolliert und in Schuss gehalten werden. Durch die so angestauten Teiche sichern sich die Biber genialerweise außerdem ihre Nahrungsquelle: Im feuchten Uferbereich wachsen vor allem Weiden und Erlen, die besonders gern gefressen werden. Auch das Fällen von größeren Bäumen schafft Platz und Licht für junge und niedrigwachsende Pflanzen, die die Biber leichter ernten können.

Die Wohnbauten werden je nach Beschaffenheit des Bodens entweder in die Uferböschung gegraben oder ähnlich wie Dämme aus Ästen und Schlamm auf dem Ufer oder dem Damm als sogenannte Biberburg gebaut. Diese Bauten bleiben oft jahrzehntelang bewohnt.

Kleiner Biberdamm mit benagtem Baum im
Hintergrund


 













Durch das Anstauen von Teichen und Auslichten von Baumbeständen erhöht der Biber nachweislich die Artenvielfalt von Pflanzen, Tieren und Pilzen ganz enorm. 

Außerdem heben Biberdämme und -teiche den Grundwasserspiegel an und verringern die Gefahr von Sturzfluten und Auswaschungen bei Starkregen, was wir in Zeiten des Klimawandels nicht unterschätzt sollten. Biber schützen und bereichern Natur und Umwelt also ganz nebenbei und kostenlos.

Biberteich











Sogenannte „Biberschäden“ entstehen meist dadurch, dass die Gewässerschutzstreifen zu schmal sind, wenn zum Beispiel Felder, Wiesen oder Gärten bis unmittelbar an den Bachlauf reichen. Wo Biber und ihre Arbeit wirklich stören oder technische Anlagen gefährden, kann oft durch einfache Maßnahmen Abhilfe geschaffen werden, wie z.B. durch Drahtmanschetten an Bäumen als Nageschutz oder durch künstliche Abflüsse, die den Wasserstand im Teich auf dem vom Menschen (und nicht vom Biber) gewünschten Niveau halten. 

Obwohl Biber in Deutschland streng geschützt sind, dürfen sie in Ausnahmefällen mit behördlicher Genehmigung „entnommen“ werden, was in der Praxis bedeutet, dass sie getötet werden. Warum man die Tiere in diesen Fällen nicht umsiedelt, entzieht sich meiner Kenntnis und meinem Verständnis.

2 Kommentare:

  1. Biber sind großartig! So einen angenagten, gefällten Baum könnte ich mir auch gut als Gartenskulptur vorstellen, also besser nur eine Hälfte und dann gekappt. ;-)
    VG
    Elke

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