Dienstag, 21. April 2015

Rezension: Ismaels Orangen von Claire Hajaj

Heute gibt es mal wieder eine kleine Renzension für Blogg dein Buch.






















Der Verlag "blanvalet" hat mir Ismaels Orangen von Claire Hajaj zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

Kurz zum Inhalt: Salim wächst als Sohn eines arabischen Orangenbauern in Jaffa und flieht 1948 als Siebenjähriger mit seiner Familie vor den Israelis. Als Jugendlicher wandert er nach England aus, wo er studiert und die etwas jüngere Judith kennen lernt. Die beiden werden ein Paar, aber ihre Beziehung steht von Anfang an unter Spannung, denn Judith ist Jüdin. 

Bücher sind ja nicht billig, also kann man auch auf Äußerlichkeiten achten: Das Buch ist fest in einen hübschen hellgelben Umschlag gebunden und hat ein edles orangefarbenes Lesebändchen... Druck- oder Übersetzungsfehler sind mir nur zwei aufgefallen, das ist okay.

Die Autorin lebt selber in (oder zwischen?) zwei verschiedenen Kulturen, der jüdischen und der palästinensischen. Das macht sich im Buch positiv bemerkbar, denn die Frau weiß, worüber sie schreibt. Ihre Darstellung der beiden Hauptpersonen ist sehr überzeugend und lebendig. Salims Kindheit und Jugend war allein schon durch die Flucht keine leichte. Sein Vater ist ein eher schwacher Charakter und seine Mutter verlässt mit dem jüngsten Bruder die Familie, als Salim 15 ist. Judith wächst dagegen sehr behütet in einem bürgerlichen Haus in England auf. Als Zwölfjährige wünscht sie sich, einfach genauso zu sein wie alle anderen auch, aber sie wird mit Antisemitismus durch ihre Mitschülerinnen konfrontiert. Und sie erfährt die Lebensgeschichte ihrer Großmutter, die vor Progromen aus Russland geflohen ist, und die ihrer Ziehschwester, die ihre Familie durch den Holocaust verloren hat. 
Hier und da erklärt die Autorin für meinen Geschmack zu viel. Wo sie einfach nur erzählt, ist das Buch besser. Bei der einen oder anderen Szene schrammt sie auch mal nah an der Grenze zum Kitsch vorbei, aber trotzdem hat mich die Geschichte irgendwie gefesselt.
Als sich Salim und Judith ineinander verlieben, ist ihnen klar, dass sie es nicht leicht haben werden. Insbesondere Salims Verwandtschaft tut sich mit einer Jüdin in der Familie schwer. Nach ihrer Heirat ziehen die beiden nach Kuweit und versprechen sich, dass sich ihre Kinder niemals für eine der beiden Kulturen und gegen die andere entscheiden werden müssen. Aber Salim kann das Haus seiner Eltern nicht vergessen, das er vom Staat Israel zurückfordern will. Er hat immer mehr das Gefühl, dass seine Frau und seine Kinder ihm entgleiten, während Judith fürchtet, dass die Familie in den Krieg im Nahen Osten hineingezogen wird. Vor allem ihr gemeinsamer Sohn leidet an dieser Spannung und an den Erwartungen seines Vaters.
Sehr interessant fand ich, dass die Religion in dem Konflikt auch innerhalb der Familie keine nennenswerte Rolle spielt. Salim ist Araber und sozusagen theoretisch Moslem, aber er ist überhaupt nicht religiös. Auch Judith ist nicht besonders gläubig. Sie fühlt sich eher ihrer Herkunft und ihrer Tradition verpflichtet.

Der Titel bezieht sich übrigens auf die biblische Figur Ismael, den ersten Sohn Abrahams, der zugunsten des jüngeren Isaak verstoßen wurde. Ismael ist der Legende nach der Stammvater der Araber, Isaak der des Volkes Israel.

Mein Fazit:
Ein solider, farbenfroher und spannender Roman, der beiden Seiten gerecht wird.

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