Donnerstag, 2. April 2015

Rezension: "15 kopflose Tage" von Dave Cousins

Heute wieder mal eine Buchvorstellung.

Der Verlag Freies Geistesleben hat mir über Blogg dein Buch  15 kopflose Tage von Dave Cousins zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!























15 kopflose Tage ist ein Jugendbuch, das aus der Sicht des 15jährigen Laurence geschrieben ist.
Seine Mutter ist schwer alkoholkrank und nicht in der Lage, sich um Laurence oder seinen sechsjährigen Halbbruder Jay zu kümmern (der sich phasenweise für Scooby-Doo hält und auch schon mal Leute beißt). Laurence versucht, die Familie so einigermaßen im Gleichgewicht zu halten, aber eines Tages kommt seine Mum einfach nicht mehr nach Hause. Und jetzt? Verwandte oder Freunde haben sie nicht. Das Jugendamt um Hilfe bitten, kommt für Laurence nicht in Frage, weil er die berechtigte Sorge hat, dass man ihn und Jay dann in verschiedenen Pflegefamilien unterbringen würde. Also versucht Laurence, das Verschwinden seiner Mutter erstmal geheim zu halten. Auch vor seinem kleinen Bruder. Das ist natürlich nicht so leicht, weil sich auch ein Sechsjähriger so seine Gedanken macht, nach ein paar Tagen das Geld ausgeht und die Nachbarn misstrauisch werden. Zum Glück findet Laurence eine gleichaltrige Freundin, die ihm helfen will, seine Mutter wiederzufinden. Und dann ist da auch noch das Quiz im Radio, wo er sich jeden Abend für seinen früh verstorbenen Vater ausgibt, weil die Teilnahme erst ab 18 ist und er unbedingt einen Urlaub für seine Familie gewinnen möchte.
Mehr möchte ich jetzt nicht verraten, sonst macht ja das Selberlesen keinen Spaß mehr.

15 kopflose Tage hat mir sehr gut gefallen.
Wenn wir uns alle mal kurz erinnern, wie schwierig das Leben so wie so schon ist, wenn man 15 ist, und zwar einfach nur, weil man 15 ist, dann kann einem Laurence echt leid tun.
Eigentlich ist er ja in einem Alter, wo er selber noch seinen Eltern braucht, aber sein Vater ist tot, Jays Vater hat die Familie verlassen und die Mutter ist selten nüchtern. Und wenn sie nüchtern ist, hat sie einen Kater und entsprechend üble Laune. Wenn sie betrunken ist, ist sie unberechenbar. Also muss Laurence auch noch für seinen kleinen Bruder sorgen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie alle von wenig Geld und in einer echt traurigen Bude leben müssen. Natürlich kriegt er auch in der Schule Ärger, weil er immer zu spät kommt und ständig müde ist. Mit seinen Kumpels in der Stadt abhängen und Mädchen gucken würde Laurence auch gerne mal, aber dafür hat er nie Zeit.
Und dann lässt ihn seine Mum auch noch ganz im Stich - denn dass ihr nichts passiert sein kann, wird Laurence recht schnell klar. Seine Vertuschungsstrategie ist dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Kein Junge kann gleichzeitig zur Schule gehen, auf ein Kind aufpassen, den Haushalt schmeißen und sich dann noch ständig neue gute Lügen für besorgte Lehrer, neugierige Nachbarn und engagierte Kindergärtnerinnen ausdenken.
Das Tolle an dem Buch ist: Es beschönigt nichts, oder zumindest nicht viel, aber es ist auch nicht bierernst oder deprimierend. Die meiste Zeit ist es sogar echt lustig, spannend und hat richtig Zug.
Und Laurence ist kein Superheld. Manchmal hat er gute Einfälle und manchmal idiotische. Zum Glück für den Leser, denn ein baumlanger männlicher Teenager, der sich als seine Mutter verkleidet, um Geld von der Bank abzuheben, birgt viel Unterhaltungspotenzial. Es kommt auch mal der Punkt, wo er einfach nur aufgeben und weglaufen will, und der, wo er in einem Wutanfall die Küche zerlegt. Aber er ist ein netter Kerl, der auf seinen Bruder aufpasst und bei aller Enttäuschung und Wut seine Mutter trotzdem gern hat.
Zum Schluss gibt es zum Glück auch kein allzu kitschiges Happy End, aber doch eine Menge Hoffnung auf bessere Zeiten.

Mein Fazit:
Ein richtig gut geschriebenes Jugendbuch, das ein ernstes Thema offen und ehrlich, aber mit Humor und sozusagen "kindgerecht" behandelt.
Ich erinnere mich mit leichtem Grausen an die Problemkinderbücher der 80er Jahre (Gudrun Pausewang z.B.), die zwar gut gemeint waren, aber den jugendlichen Leser eher traumatisiert als irgendwie weitergebracht geschweige denn unterhalten haben. Da haben wir doch echt Fortschritte gemacht. 

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