Samstag, 11. April 2015
Lesefutter März
R.B. Robertson: Männer und Wale
In den 1950er Jahren fährt ein Psychiater als Arzt auf einer Walfangflotte mit. Ein interessanter Bericht aus einer Welt, die es so zum Glück nicht mehr gibt. Robertson hat nicht viel über das Töten der Wale zu berichten, einfach weil er da als Arzt nur mal ausnahmsweise mitkommen durfte, und schreibt mehr über den Alltag an Bord des Verarbeitungsschiffes. Nicht nur die Wale hatten da wenig zu lachen, die Walfangfirmen hatten auch kein nennenswertes Interesse am Wohlergehen ihrer Mitarbeitern. Harte Arbeit, monatelange Fahrten, schlechte Versorgung, mittelmäßige Bezahlung. Warum haben die das eigentlich mitgemacht? Robertson versteigt sich zur der These, dass jeder Walfänger ein "Psychopath" (im Sinne von: ein Mensch, der in der Gesellschaft nicht klar kommt und sich deswegen freiwillig von ihr ausschließt) und verkennt dabei unter anderem, dass man die gleiche Theorie über jede Menge andere Berufsgruppen genau so gut anwenden könnte. Außerdem sind seine "Psychopathen", wie er sie beschreibt, ganz normale Männer, die arbeiten und in ihrer Freizeit Karten spielen, trinken oder ihre Hobbies pflegen, die auch nicht sehr speziell sind.
So arg außerwöhnlich war die ganze Sache nun auch wieder nicht.
Davon mal abgesehen ist das Buch aber wirklich lesenwert.
Margaret Scherf: Im Mittelpunkt die Eule
Ein junger Mann findet im Keller seines Elternhauses eine zahme Eule - und ein Mordopfer. Der Verdacht liegt nahe, dass der reiche Nachbar oder eine seiner hübschen Töchter damit zu tun haben. In der Folge entspinnt sich ein etwas wirrer, allerdings sehr unterhaltsam geschriebener Kriminalfall. Obwohl die Eule die meiste Zeit mit dabei sein darf, ist sie leider nicht der Schlüssel zur Lösung oder so was, sie hatte offenbar mit der ganze Sache nichts zu tun.
Trotzdem ein netter, lustiger Krimi.
Jan Weiler: Gibt es einen Fußballgott?
Eigentlich kein Buch, nur eine kleine fantastische Geschichte. Der Fußballgott erbarmt sich eines schlechten jungen Spielers, der fürderhin in jedem Pflichtspiel ein Tor schießen wird. Wenn er ein Spiel verpasst, schießt er im nächsten Spiel zwei Tore. Ob er will oder nicht.
Es folgt eine beispiellose Karriere.
Eine boshaft-lustige und schön illustrierte Geschichte.
Marianne Fredriksson: Hannas Töchter
Drei Frauenleben in Schweden. Der deutsche Titel ist irreführend. Es geht um Hanna, ihre Tochter und ihre Enkeltochter. Geschickterweise heißen Großmutter, Mutter und Tochter Hanna, Johanna und Anna (nagelt mich nicht auf die Reihenfolge fest, ich hab die schon während der Lektüre ständig verwechselt).
Ich fand das Buch so mittelgut. Ein bisschen zu viel Elend, viel zu viel Langeweile. Die Männer, Brüder und Väter kommen nur etwas schemenhaft am Rande vor und sind dann meistens nicht so, wie die Frauen sie gerne hätten. Irgendwie plätschern die Lebensgeschichten so dahin, ohne dass etwas dabei raus kommt... das mag im richtigen Leben genau so sein, aber in einem Buch hätte ich schon gerne eine Bedeutung, ein Ziel, einen Zusammenhang, kurz: einen Grund, weshalb ich das lesen soll.
Im Vergleich zur meiner Meinung nach literarisch viel besseren Kerstin Ekman fehlt mir bei Frau Fredriksson die Poesie. Dafür erspart sie dem Leser gnädig viele Grässlichkeiten aus den Bereichen der Sexualität und Gynäkologie, die Ekmans Bücher schon ein bisschen fies machen. en.
Rudolf Walter Leonhardt: X-mal Deutschland
Den Titel kannte ich bis jetzt nur als von mir wenig geschätzte Mädchenband aus den 80ern. Offenbar haben sie nicht mal den selber ausgedacht.
Deswegen hab ich das Buch auch mitgenommen - es hat mich interessiert, wo der Zusammenhang ist. Allerdings hab ich keinen gefunden. Vermutlich fanden die Mädels den Titel einfach toll.
Aber nun zum Buch: Ein Journalist schreibt über das Deutschland der frühen 60er Jahre. Vieles hat sich geändert, vieles ist gleich geblieben. Vieles ist interessant, vieles belanglos. Über den ziemlich selbstgerechten Autor hab ich mich hier und geärgert, musste ihm aber lassen, dass er einfallsreich und witzig ist und einen schönen Stil schreibt. Allerdings reicht sein schreiberisches Können nicht dafür aus, dass ich das Buch behalte und noch mal lese.
2 Kommentare:
Ich freue mich immer über nette und konstruktive Kommentare! Vielen Dank dafür!
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GRAX...
AntwortenLöschenLG, el capitán
Ein Ultra-Insider. ;-)
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