Robert
Galbraith ist J.K. Rowling. Ich weiß nicht, warum sie ein Buch unter
einem Pseudonym veröffentlicht, wenn dann schon auf dem Schutzumschlag
steht, wer dahinter steckt. Aber das ist ja auch völlig wurscht.
The
Cuckoo’s Calling ist ein Krimi um den Tod eines farbigen englischen
Supermodels. Es geht um viel Geld und die Welt der Reichen und Schönen.
Der Ermittler ist natürlich wieder ein Typ mittleren Alters mit
Problemen und natürlich lernt er eine attraktive, jüngere Frau kennen. Zumindest fangen in diesem Buch die beiden nichts miteinander an (aber
man hat das Gefühl, als könnte es eine Fortsetzung geben. Ich wäre sehr
dafür).
Sowohl der Detektiv als auch seine Bürokraft sind sehr lebhaft
und überzeugend gezeichnete Charaktere und die Geschichte ist wirklich
richtig spannend. Lustig ist es noch dazu.
Gegen Ende lässt das Buch leider ein bisschen nach.
Dass der Detektiv offenbar weiß, wer der Mörder ist und den Leser nicht
mehr an seinem Wissen teilhaben lässt, wo er ihn doch vorher an seiner
schwierigen Kindheit, seiner gescheiterten Beziehung und allen seinen
persönlichen Schwierigkeiten teilhaben ließ, wirkt gekünstelt.
Und
wie bei Harry Potter ist der Schluss zu konstruiert und irgendwie etwas
schwach. Enden kann Frau Rowling einfach nicht so gut.
Trotzdem - ganz eindeutig der beste Krimi, den ich seit Jahren gelesen habe.
Virginia Woolf: Mrs. Dalloway
Noch
ein Buch von Virginia Woolf. Ich muss zugeben, dass das auf Deutsch
viel einfacher zu lesen ist als auf Englisch.
Auch dieses Buch ist so
was wie eine umfangreiche Momentaufnahme. Die gesamte Handlung spielt an
einem einzigen Tag in London. Wir lernen Mrs Dalloway kennen, ihre
Familie und ihren früheren Verehrer, der aus Indien nach London kommt,
um sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Parallel dazu wird der Tag
aus der Sicht eines jungen, psychisch kranken Kriegsveteranen
und seiner Frau geschildert. Beide Personengruppen treffen flüchtig am
Rande ihres Erlebnishorizonts zusammen. Das Buch ist klug und kunstvoll
aufgebaut, aber irgendwie vermisse ich da eine Geschichte, eine
Handlung, und einen Schluss – die Erzählung hört einfach irgendwann auf.
Hannah Green: Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen
Keine Liebesschnulze sondern ein
autobiographischer Roman über ein junges Mädchen mit Schizophrenie, das
in einer Psychiatrischen Klinik um seine Heilung kämpft.
Ich hatte das
Buch vor Jahren schon mal gelesen, als ich selber gerade ein paar Monate
in der Psychiatrie war. Obwohl ich eine andere Krankheit habe, fand ich
es absolut faszinierend, wie viel ich darin von mir selbst
wiedergefunden habe. Die schwierige Auseinandersetzung mit der eigenen
Persönlichkeit in der Therapie, das Verhältnis zu Ärzten und Pflegern,
die ganz spezielle Verbundenheit zwischen den Patienten – das konnte ich
alles völlig nachvollziehen.
Darüber
hinaus ist das Buch sehr interessant, weil man einen tiefen Einblick in
die krankheitsbedingt außergewöhnliche Vorstellungs- und Gefühlswelt
der Autorin erhält.
Vielleicht
findet jemand, der sich völliger geistiger und seelischer Gesundheit
erfreut, das Buch nicht so bemerkenswert – ich bin froh, dass ich es
jetzt habe und jederzeit noch mal lesen kann.
Stefan Ulrich: Bonjour la France
Stefan
Ulrich lebt als Korrespondent einer Zeitung mit seiner Familie im
Ausland und beschreibt seine Eindrücke und Erlebnisse. Ich habe die zwei
Bücher, die er über seine Zeit in Rom geschrieben hat, auch gelesen und
fand die ganz nett. Da hatte Herr Ulrich jeweils eine etwas
unwahrscheinlich und albern wirkende kleine Geschichte als Rahmenhandlung mit
eingeflochten, was er dieses Mal zum Glück gelassen hat. Das Buch ist
ganz kurzweilig, wirkt aber im Vergleich zu den Italienbüchern ein
bisschen blass. Vermutlich sind die Franzosen im Großen und Ganzen den
Deutschen doch wohl einfach sehr ähnlich.
Stefan Andres: Die Reise nach Portiuncula
Von
Stefan Andres habe ich mal ein Buch gelesen, als ich noch zur Schule
ging - und seit dem nie vergessen. Das war Der Knabe im Brunnen. So
wahnsinnig gut gefallen hat es mir damals eigentlich nicht, aber es hat
Eindruck hinterlassen.
Die
Reise nach Portiuncula spielt in den fünfziger Jahren des letzten
Jahrhunderts. Eigentlich wollte der deutsche Bierbrauer Herr Sulpiz in
Italien mit seiner erwachsenen Tochter zusammen die Stätten seiner
Jugend besuchen, aber unterwegs schließt sich ihnen ein junger
Journalist, Norbert Klinger, an. Nach und nach stellt sich heraus, dass
sich beide Männer in der Vergangenheit in Italien schuldig gemacht haben
– Herr Sulpiz hat als junger Mann ein Mädchen entehrt und verlassen,
Norbert hat im Krieg vermeintlich einen Menschen erschlagen. Der dicke,
sinnenfrohe Brauer und der magere, nervöse Journalist gehen sehr
unterschiedlich mit ihrer Schuld um. Der eine verdrängt alles Negative,
der andere lässt sich völlig von seinem schlechten Gewissen beherrschen.
Beide erfahren in den Orten ihre Jugend, dass vieles anders war, als
sie geglaubt haben.
Auch dieses Buch hab ich gerne gelesen, aber eine Spur mehr Handlung hätte nicht geschadet.
@Mrs Dalloway: "Das Buch ist klug und kunstvoll aufgebaut, aber irgendwie vermisse ich da eine Geschichte, eine Handlung, und einen Schluss – die Erzählung hört einfach irgendwann auf."
AntwortenLöschenJa, so habe ich es auch in Erinnerung. Aber es liest scih auch irgendwie angenehm, finde ich.
"Ich weiß nicht, warum sie ein Buch unter einem Pseudonym veröffentlicht, wenn dann schon auf dem Schutzumschlag steht, wer dahinter steckt. Aber das ist ja auch völlig wurscht. "
AntwortenLöschenWeil Frau Rowling wollte, dass keiner weiß, dass das Buch von ihr ist. Aber ein Verlagsangestellter hat sich verplappert, deshalb wissen es jetzt doch alle und es wird halt damit Werbung gemacht. Dass ihr Name jetzt doch draufsteht, ist also wohl nicht Frau Rowlings Schuld.
Ich möchte das auch mal lesen, weil ich ihren Schreibstil mag. Aber eigentlich bin ich kein Krimifreund ... mal sehen :)