Dienstag, 28. Januar 2014

Retusche

... Re-Tuschieren heißt Tinte wieder rein tun, richtig? Nein, bestimmt nicht, aber so was Ähnliches hab ich mit ziemlich großem Aufwand getan.























Ich habe eine Schwarzweißfotografie von Hand koloriert.
Dazu braucht man natürlich erstmal ein Schwarzweißfoto.























Das hier fand ich als Motiv geeignet. Ein Stadttor von  Burkheim.























Mit Photoshop hab ich das Bild in schwarz-weiß umgewandelt, aufgehellt und weichgezeichnet. Letzteres sieht man hier kaum, weil ich hier verkleinerte Dateien hochlade.
Außerdem hab ich noch einen leichten Sepiaton reingezaubert, damit die Grundfarbe schon mal ein bisschen wärmer ist.
Das bearbeitete Bild hab ich mir dann in mittelgroßem Format ausdrucken lassen.

Und dann ging's los. Zum Kolorieren hab ich mir Eiweißlasurfarben gekauft.


















Beim Ausprobieren hatte ich vorher schon gelernt, dass man vor allem größere Flächen tunlichst gleichmäßig mit Wasser anfeuchten sollte, bevor man die Farbe aufträgt.
Der zweite entscheidende Punkt: Man kann nichts rückgängig machen. Also immer lieber die Farbe erst dünn auftragen und das falls nötig wiederholen.
Von der Technik her lässt sich das ein bisschen mit Aquarellmalen vergleichen. Allerdings sind Aquarelle ja meistens dann gut, wenn sie schwungvoll und mutig gemalt werden.
Fotos kolorieren ist dagegen eher was für Pedanten mit Kontrollzwang.
Also für Typen wie mich.


















Obwohl ja das Gerüst quasi schon steht, macht das Buntmalen richtig viel Arbeit. Allerdings auch viel Spaß.
Man sieht Details, die man auf dem Foto sonst einfach nicht bemerken würde - die wunderbaren alten Dachziegel zum Beispiel.


















An dem (vergrößerten) Ausschnitt sieht man zwei Besonderheiten der Farbe gut:
Manchmal teilt sich ein angemischter Ton beim Auftrag unversehens wieder in seine Bestandteile. Das ist hier beim dem bläulichen Fensterflügel passiert, wo der Effekt aber schön ins Bild passt.
An dem Teil vom Dach mit der Regenrinne und am Himmel sieht man, dass sich die dünnflüssige Farbe in der Mitte der bemalten Fläche oder da, wo man den Pinsel absetzt, sammelt und die Ränder heller bleiben. Das hat mich erst etwas geärgert, aber es hat auch einen gewissen Charme - man darf ja sehen, dass da Handarbeit drinsteckt.



















Hier noch mal ein (auch vergrößerter) Ausschnitt der kolorierten Fassung und des Originals. Übrigens war es nicht ganz einfach, das kolorierte Foto noch mal zu fotografieren. Zum Bemalen eignen sich Hochglanzausdrucke besser als meine bevorzugten matten Abzüge - und die spiegeln halt leider.
Die Farben ganz exakt zu treffen, schafft man vielleicht, wenn man ein Arsenal von 40 Farbtönen oder so hat. Ich hab die drei Grundfarben und Grün. Macht aber nichts, exakt wiedergeben kann ja der Fotoapparat auch alleine.
Helle und dunkle Bereiche sind farbtechnisch sehr schwierig auszubalancieren - das nächste Mal nehme ich den Kontrast noch mehr raus.
Außerdem hab ich die Petunien immer wieder unterschätzt. Ich dachte immer, dass können doch unmöglich alles Blüten sein... war aber doch so.

Ich mag mein Foto.


8 Kommentare:

  1. Ich bin schwer beeindruckt! Diese Geduld hätte ich nie im Leben!

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  2. Das sieht dann aus als wäre es original aus den 20er bis 40er Jahren, wo es auch retouchierte Farbfotos gab.

    Sehr schön geworden. Die Mühe hat sich gelohnt.

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  3. Das ist Dir wirklich gut gelungen! Schön, dass Du nochmal Details gezeigt hast. Irre ich mich, oder hast Du einigen Dachziegeln auch einen sanften Petunienton verpasst? Dein Bild ist schöner als das Original, weil es Poesie hat.
    Herzliche Grüße ins Allemanische!
    Lisa

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  4. Ist ja der schiere Wahnsinn o.O
    Wie bist du auf die Idee gekommen?

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    1. In der Hütte, in der ich als Kind meine Ferien verbracht habe, sind alte, kolorierte Fotos in der Holzvertäfelung in der Wand am Tisch - die fand ich immer so toll. =)

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  5. Ich bin absolut geplättet und werde dich zukünftig nur noch mit "Euer Ehren" ansprechen! Der Wahnsinn - zum einen, dass das geht und zum anderen, *dass* das geht! Was für eine Fitzelarbeit, boah - ich bin überwältigt

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    1. Ehrlich? Cool! :D
      Na, sooo schwer ist das aber auch wieder nicht. Man braucht vor allem Geduld.

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  6. Ohne die Detailbilder hätte ich dir im Leben nicht geglaubt, dass das Foto nicht ein normales Farbbild ist. Sehr genial, ich bin sprachlos.. und ziehen den imaginären Hut vor der Arbeit und deiner Geduld!

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