Mittwoch, 2. November 2022

In der blauen Stube


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Ja, dieses Bild habe ich gemalt... aber eigentlich auch wieder nicht.

Das Original (Sonnenschein in der blauen Stube) hat die dänische Impessionistin Anna Ancher 1891 geschaffen.

Ich habe es in Öl auf Leinwand kopiert. Bevor jemand in unseren urheberrechtsversessenen Zeiten unruhig wird: Das Kopieren von Bildern ist nichts Verbotenes oder Verwerfliches. Zur Fälschung wird eine Kopie frühestens dann, wenn man in böswilliger Absicht genau das gleiche Format und Materialien aus der Zeit benutzt, und, falls vorhanden, auch die Signatur nachmacht. Das habe ich alles nicht getan.

Bilder kopiert man, um zu lernen - oder schlicht und ergreifend, weil man sie sich zuhause aufhängen möchte und das Original nicht verkäuflich oder unerschwinglich ist. Für den letzteren Zweck kann man sich auch eine Reproduktion kaufen, die ebenfalls in allen Ehren hergestellt und verkauft wird.

Aber zum Lernen hilft nur Selbermalen. Eine klassische Methode übrigens, mit der Lehrlinge und Kunststudenten schon seit Jahrhunderten arbeiten. Was bei der Nachwelt durchaus Verwirrung stiften kann. Bei vielen Werken, die den alten Meistern zugeschrieben werden, weiß man eigentlich nicht so ganz genau, ob es nicht vielleicht doch Kopien von ihren Schülern sind.

Die Gefahr ist bei mir nicht gegeben. Von allem anderen abgesehen hat meine Kopie ganz einfach nicht die Qualität, dass jemand, der sich ein kleines bisschen auskennt, sie ernsthaft für echt halten könnte. Aber für mich ist sie völlig gut genug...

Ach so, ja, warum ich das gemacht habe? Erstens wollte ich mal ausprobieren, ob ich ein fremdes Bild überhaupt kopieren kann, und dann noch dazu ein impressionistisches. Die Malweise ist von meiner doch recht verschieden. Außerdem finde ich genau dieses Bild natürlich auch schön. Allein wie der Raum eingerichtet ist, mit all diesen leuchtenden Blau und Rotgoldtönen, gefällt mir schon... Der Lichteinfall ist prima gelungen, und dann es ist einfach mal keine Landschaft sondern ein Interieur. 

Also hinein ins Vergnügen:

Weil es hier um Genauigkeit geht, habe ich die Umrisse schnöde
durchgepaust. Bei einer Kopie ist alles erlaubt.
Dann nach und nach Farbe aufgebracht...
Das Perfide ist nämlich, dass die Vorzeichnung unter der
Farbe verschwindet.
Deswegen ist ein bisschen "Malen nach Zahlen" angesagt
Der Bereich rechts unten ist so grau, weil die Farbe da matt
getrocknet ist. Das kann man ausgleichen, indem man ein
bisschen Öl aufpinselt.




Links Kopie, rechts ein Ausdruck vom Original -
so schlecht ist das gar nicht geworden!
Meine Version ist oben und unten deutlich länger,
weil ich keine passende Leinwand hatte
Im Original ist der Wollfaden mit dem Pinselstil in die feuchte Frabe gekratzt. Das
konnte ich wegen meiner Malmethode nur teilweise machen und musste mogeln.
Hier sieht man die relativ groben Pinselstriche ganz gut, sowie meine
sensationelle Grundierung - die Leinwand hatte ich schon mal bemalt.
Vor allem im oberen Bereich zeigt das Original eine Menge helle Linien, von denen
ich nicht weiß, ob sie Absicht sind oder ob die Farbe irgendwann Risse bekommen hat.
Ich habe als Kompromiss ein paar Linien angedeutet oder die Grundfarbe aufgehellt.

4 Kommentare:

  1. Das ist dir gut gelungen. Ich habe in meiner Ausbildung ganz oft Werke berühmter Künster kopiert/kopieren müssen. Und ja, es ist ein Teil der Ausbildung, um Komposition, Farbmischung und Aufteilung besser in den Griff zu bekommen. Und es schadet auf keinen Fall. Man wird wirklich besser dadurch.

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  2. Großartig
    Ich bin geplättet, du kannst wirklich was🤗
    Lg

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  3. Was für eine spannende Excursion in die Welt des Malens! Danke dafür...
    Mir gefällt dein Bild sehr - auch das Original ist so genau meins...
    Herzlichst
    yase

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  4. wow
    das ist dir wunderbar gelungen
    fast schöner als im Original ;)
    meine Mutter hatte ein großes Ölbild gemacht.. "Der Kakteenfreund" von Spitzweg..
    hat mir auch besser gefallen als das Original ;)
    liebe Grüße
    Rosi

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