Mittwoch, 23. Dezember 2015

„Cop Town“ von Karin Slaughter

Na, kurz vor Weihnachten noch eine kleine Rezension? Gerne doch.
Über Blogg dein Buch hat mir der Verlag blanvalet einen dicken Thriller zukommen lassen.Vielen Dank!























Die Geschichte spielt im Jahre 1974 in Atlanta, Georgia. Kate, Tochter aus gutem Hause, hat ihren Mann verloren, der in Vietnam gefallen ist. Sie bewirbt sich zum Polizeidienst.
Dort lernt sie Maggie kennen, die zwar sehr tough wirkt, aber unter der Fuchtel ihres gewalttätigen Onkels steht, der ebenfalls Polizist ist. Auch Maggies Bruder ist bei der Polizei. Als sein Partner im Dienst von einem bereits gesuchten Polizistenmörder erschossen wird, versuchen Kate und Maggie auf eigene Faust zu ermitteln, denn die fest verfilzte Bruderschaft der männlichen Polizisten um Maggies Onkel tut alles, um die Frauen ins Abseits zu drängen.

Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen.

Erst die positive Seite. Das Buch ist gut geschrieben, spannend und hat mich am Schluss tatsächlich überrascht (bei 9 von 10 Krimis oder Thrillern weiß ich, wer der Mörder ist, bevor der Autor den Vorhang lüftet. Nicht, weil ich so schlau bin, sondern weil ich einfach schon ein paar Bücher in der Art gelesen hab).
Vor allem gefällt mir aber das 70er-Jahre Setting. Da stimmt alles, vom Linoleumboden über das Outfit des modebewussten Zuhälters bis zum unhandlichen Funkgerät.
In einer Stadt in Zeiten des Umbruchs zwischen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft, zwischen Rassentrennung und Gleichberechtigung schwelen überall ungelöste Konflikte. Die älteren weißen, männlichen Polizisten, die meist Veteranen aus dem 2. Weltkrieg sind, müssen damit leben, dass nicht nur ein Farbiger Bürgermeister geworden ist, sondern es jetzt auch farbige und (fast noch schlimmer) weibliche Polizisten gibt. Weil sie das nicht akzeptieren wollen, bauen sie sich ein dickes, dichtes Bollwerk aus Rassismus, Sexismus, Homophobie, Alkohol, Korruption und Gewalt. Die Frauen im Polizeidienst werden von den Männern gemobbt und belästigt, und die schwarzen Polizistinnen und Polizisten arbeiten weitgehend unabhängig von den weißen.
Die Autorin ist dabei aber so gerecht, dass sie auch darstellt, wie brutal und unmenschlich auch Frauen sein können.

Und damit bin ich bei der negativen Seite: Für meinen Geschmack ist das einfach zu viel Gewalt. Zusätzlich hat sie auch noch eine kleine Affäre für Kate in die Geschichte geschrieben, die offenbar nur den Sinn hat, noch ein paar Sexszenen unterzubringen. Hätte auch nicht sein müssen. Aber Sex und Gewalt kommen halt gut an. Klar, wenn die Autorin sich schon Slaughter nennt, sollte man auch nichts anderes erwarten. Aber meins ist es halt nicht so.
Und, wie so oft, ist das große Show-down am Ende ein bisschen… unwahrscheinlich. Es geht noch so, aber für den eher nüchternen Leser tun sich da doch ein paar Fragen auf, auf die es wohl kein plausible Antwort gibt.

Mein Fazit:
Ein gut recherchierter, spannender Krimi, den am meisten genießt, wer sich nicht an Kraftausdrücken und Gewaltdarstellung stört.

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