Mittwoch, 11. Januar 2017

Projekt Augenmerk: Januar

Seit Jahren schon habe ich den vagen Wunsch, mal irgendwas über ein Jahr zu beobachten und zu fotografieren, was sich dort mit den Jahreszeiten ändert. Es gibt ja so Fotoblogger-Aktionen, wo man jeden Monat ein Bild aus der gleichen Perspektive macht, oder andere Leute gestalten ein vergängliches Kunstwerk und gucken ihm dann beim Zerfall zu... alles ganz nett, aber für mich war nie das Richtige dabei.

Zu Weihnachten hab ich mir ein Buch (David G. Haskell, "Das verborgene Leben des Waldes" - unbedingt empfehlenswert!) gewünscht und auch bekommen, das mich endlich auf die gänzlich einfache Idee gebracht hat: Ich suche mir ein Plätzchen im Wald und gehe da immer mal wieder hin, um zu schauen, was da gerade passiert.
Vielleicht einmal im Monat, oder öfter, oder seltener.























Dass dort eine Menge passieren wird, steht außer Frage. Schließlich ist im Wald immer was los. Aber man kriegt es nicht immer so mit, weil man nicht wirklich drauf achtet. Oder sich die Zeit nicht nimmt.


















Die Idee war also da, ich brauchte nur noch einen geeigneten Platz. Der sollte nicht gerade direkt an einem Hauptwanderweg liegen, aber auch nicht zu abgelegen sein. In Sichtweite eines Hochsitzes muss auch nicht unbedingt sein - ich will ja keinen Jäger stören. Zumindest nicht mit Absicht. Dann sollten da auch gerade nicht zu dicke, große Bäume rumstehen, obwohl das schade ist, denn es würde mich ärgern, wenn der derzeit gute Holzpreis einen Vollerntereinsatz genau auf meinem Beobachtungsposten auslöst. Nach dem Holzmachen sieht es aus wie nach dem Krieg, seit es die Dinger gibt.
Ein bisschen Licht sollte da sein, damit es im Frühling vielleicht auch Blumen zu bewundern gibt, aber nicht zu viel, denn man sollte auch im Spätsommer noch ohne Machete hinkommen können. Und ein bisschen Abwechslung, was Bäume und Boden angeht, kann auch nicht schaden.
Ich denke, ich hab was Geeignetes aufgetan: eine Minilichtung im Fichtenwald, an einem sanften Hang, wo sich ein Holzweg und ein kleiner Pfad kreuzen. Ein paar Tannen und Buchen sind auch vorhanden. Außerdem ein paar Findlinge, Baumstümpfe (da wurde Holz geschlagen, aber es ist schon ein paar Jahre her), Ameisenhaufen... doch, sehr waldig.
Wo das genau ist, verrate ich aber nicht.























Jetzt war also Januar, und es lag noch kein Schnee.
Dafür eine Menge Fichtenzapfen.























Und einzelne Samen.























Hübsch sind die blaugrünen Flechten.























Eine Sorte bildet putzige kleine Trichter und auf deren Rand auch noch winzige Türmchen mit violetten Dächern. Ich gebe zu, dass ich die mit bloßem Auge nicht richtig erkannt habe... ich dachte nur, da ist noch irgendwas Lilanes, mach mal vorsichtshalber ein Foto.























Außer ein paar Buntspechten, die sich unfotografierbar in den Baumkronen gejagt haben, habe ich (bei Temperaturen um den Gefrierpunkt) keine Tiere gesehen. Aber offensichtlich waren irgendwelche Spinnlein wach und fleißig.

Ich wollte dieses Projekt übrigens nicht "Projekt" nennen, weil das immer so gewollt klingt.
Nur leider wusste ich gerade einfach kein anderes Wort dafür und habe nach Synonymen gegoogelt. Und Augenmerk gefunden.
Das passte als Ersatz für Projekt zwar nicht so richtig, aber ganz wunderbar zur Idee, denn ich will ja gerade genau mein Augenmerk auf ein kleines Stück Wald richten.
Also dachte ich, egal, ich lass das jetzt halt so und nenne es Projekt Augenmerk.

6 Kommentare:

  1. sehr schöne Detailfotos und eine hervorragende Idee!

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  2. Tolle Idee, da bin ich gespannt darauf, was da kommt.

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  3. Das ist ja ein tolles Projekt! Ich mag besonders diese fancy Trichter mit Minipilzen. Da wohnen bestimmt winzige Trolle drin!
    Bin gespannt, wie's weitergeht :)

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    1. Hihi, genau. Und weil die so klein sind, sieht die niemand. =)

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  4. Das ist eine wunderbare Idee! Ich bin gespannt, was sich dort so alles tun wird. Da ich oft mit dem Hund im Wald unterwegs bin, beobachte ich dort auch gern. Nur wenn wieder mal ein Kahlschlag vorgenommen wird oder der "Harvester" für Jahrzehnte den Waldboden ruiniert, dann werde ich so richtig wütend... (Außer, wenn danach wieder artig aufgeforstet wird, was selten genug passiert).
    Liebe Grüße
    Andrea

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  5. Die in Spinnenweben eingesponnen Buchenblätter sehen sehr schön aus, so poetisch ... obwohl das auch so ein Wort ist, das man kaum noch verwenden mag. LG Thea

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