Mittwoch, 24. Juli 2013

Lesefutter: The Night Circus

Nur falls es jemandem aufgefallen sein sollte, was ich nicht glaube: Ich hab keine rechte Lust mehr, jeden Monat alle Bücher zu belabern, die ich gelesen hab. Ab jetzt schreib ich nur noch über einzelne Bücher, die mir besonders gefallen haben oder die gerade im Gespräch sind.

selbstgekritzelt, damit mich keiner verklagt


















The Night Circus von Erin Morgenstern gehört zu letzten Gruppe.

Ich bin monatelang virtuell um das Buch drumrum geschlichen, weil ich nicht so recht wusste, ob ich wirklich noch ein Buch über Zauberlehrlinge lesen wollte.
Auf der anderen Seite scheint mich so was anzusprechen. Krabat und Jonathan Strange & Mr. Norell sind meine Lieblingsbücher, und die Erdsee-Romane und Harry Potter rangieren knapp dahinter.

Also gekauft, gelesen, und ein bisschen enttäuscht worden. Ich fand das Buch zwar nicht schlecht, aber auch nicht so richtig gut.

Story in Kürze: Das Ganze spielt, wie überraschend, im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Das ist zur Zeit modern, da kann man nix machen. London kommt auch vor. Natürlich. Zwei alte, ehrgeizige Zauberer schließen einen Pakt, bringen einem Jungen und einem Mädchen das Zaubern bei und lassen sie in einem Wettbewerb gegeneinander antreten. Wie das genau ablaufen soll, ist den beiden bis kurz vor Ende des Buches nicht klar, dem Leser dagegen recht früh: Der, der länger überlebt, hat gewonnen. Dabei geht es aber nicht um dramatische Kämpfe, sonder nur darum, dass einer dem Druck nicht mehr standhält. Als Bühne für den Wettbewerb wird der Nachtzirkus gegründet. Selbstverständlich verlieben sich die Kandidaten ineinander und versuchen, das unausweichlich scheinende Ende abzuwenden.

Die Geschichte ist also nicht so richtig innovativ. So was hatten wir letztes Mal bei The Hunger Games. Aber das muss ja nicht viel heißen. Leider sind die Hauptfiguren auch noch ziemlich flach und farblos. Das Mädchen scheint noch so ganz nett zu sein, aber der Typ - na, also mir war nicht klar, wie man in so einen verlieben kann, schicksalhafte Bindung hin oder her.
Lebendig und überzeugend kommt für mich eigentlich nur der Junge Bailey rüber, der immerhin eine wichtige Randfigur ist.

Der eigentliche Mittelpunkt soll ja aber nun der Zirkus sein. Am Anfang fand ich die Idee auch echt toll: Ein geheimnisvoller Zirkus in schwarz-weiß, der nur nachts geöffnet hat, seltsam-schöne traumähnliche Erlebnisse bietet und so unerwartet auftaucht, wie er verschwindet.
Je mehr man darüber liest, desto mehr verschwindet aber das Geheimnisvolle, also das, was man sich selber ausmalen kann. Und man liest viel. Sehr viel.
Ich fand das Buch streckenweise sehr langatmig und konnte mich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass die Autorin von Anfang an auf die Verfilmung (Tim Burton führt Regie und Johnny Depp spielt die männliche Hauptrolle) und das Computerspiel spekuliert hat. Ungefähr alles in diesem Buch sieht großartig aus, und alles wird en detail beschrieben. Der Zirkus, die Parties, die Frauen, die Kleider, alles ist schön und elegant und überwältigend. Das ist mir persönlich ein bisschen zu schön.

Dafür hätte ich einen Ausgleich gebraucht. Ein Drittel Staub, Dreck, Männerschweiß und eingelegte Schweinefüße, so was in der Art.

Also, mein Fazit: Man kann das lesen und der Zirkus ist eine sehr hübsche Idee, aber wer das Buch nicht kennt, hat meiner Meinung nach auch nicht so richtig viel verpasst.

5 Kommentare:

  1. Danke für die Rezension, das war sehr interessant zu lesen (vor allem, weil mein eigener Eindruck - ich hatte es auch in meinem Blog rezensiert - ganz anders ausgefallen ist ;))
    Assoziationen zu Tim Burton hatte ich gar nicht (ein Glück, dessen "Machwerke" kann ich nicht ausstehen und Johnny Depp bin ich mehr als leid ...), dafür fand ich die "geheimnisvolle" Atmosphäre des Buchs immer intensiver, je weiter ich vorankam - also ziemlich gegenteilig zu deinem Eindruck :D
    Aber ein Buch muss ja auch nicht für alle gleich sein :)

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    1. Ach, da war das! Ich wusste doch, ich hab vor nicht allzu langer Zeit was gelesen, ich wusste nur nicht mehr, wo! =)

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  2. Also mir ist das Fehlen der Monatsbücherlisten sehr wohl aufgefallen. Schade! Ich fand es immer interessant!

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    1. Och, wie gmein... ich war davon überzeugt, dass das kein Mensch vermissen wird.
      Jetzt denk ich wieder, wenn einer es schreibt, denken es zwanzig, also enttäusche ich gerade jede Menge Leser.

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  3. Hihi, wie, da gabe es keine Verfilmung mit Johnny und Tim? So was aber auch!

    [Ich war/bin/bleibe von der Bücherliste stets sehr beeindruckt!]

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