Mittwoch, 6. Februar 2013

Lesefutter im Januar

Seit Ende des letzten Jahres hab ich ja eine eigene Rubrik zum Thema Bücher.

Ich hab mir überlegt, dass ich euch ungefähr alle vier Wochen die Bücher kurz vorstelle, die ich im letzten Monat gelesen hab. Ich geh dabei weniger auf den Inhalt ein und erzähle mehr, was mir gefallen hat und was nicht - die Handlung steht ja eh immer schon zur Hälfte im Klappentext.

"Dorfpunks" war schon wieder beim Eigentümer, als mir die Idee mit dem Foto kam.


















Den Anfang machte Der Hypnotiseur von Lars Kepler. Das ist das Pseudonym eines schwedischen Autorenehepaars. Ich kann mir ja nicht so recht vorstellen, wie man zu zweit Bücher schreiben kann, aber zumindest bei Krimis geht die Rechnung ab und zu durchaus auf. Den Hypnotiseur fand ich allerdings ein bisschen enttäuschend. Die Geschichte ist zwar zeitweise wirklich sehr spannend und die Darstellung der Hauptfigur ist auch gut gelungen, aber am Ende brauchten sie tatsächlich zwei voneinander unabhängig aber zeitgleich im gleichen Umfeld agierende Psychopathen.
Außerdem blieben mir zu viele Fäden nicht richtig zu Ende gesponnen - Spannung ohne Auflösung ist doch immer ein bisschen Betrug am Leser. Meine persönliche Schmerzgrenze in Sachen Gewalt war auch leicht überschritten. Wenn Kindern die Nase abgeschnitten wird, ist mir das too much.

Berufsbezeichnungen als Titel sind offenbar gerade in. Meine zweite Lektüre dieses Jahr war Die Papiermacherin von Conny Walden. Ich muss gleich dazu sagen: es handelt sich um einen historisierenden Roman um eine starke, selbstbewusste, unabhängige etc. Frauenfigur im Mittelalter. So was lese ich aus verschiedenen Gründen sehr selten.
Bei der Papiermacherin hab ich nach den ersten paar Dialogen nachgeschaut, ob es vielleicht an der Übersetzung liegen könnte, dass die so holperig klingen, aber siehe da, Conny Walden ist so wenig eine Frau wie Lars Kepler ein Mann – auch das ist das Pseudonym eines Autorenehepaars, und zwar eines deutschen. Die Sprache soll also so. Na ja, kurz gesagt: Die Handlung ist vorsehbar, die Charaktere sind flach, und zudem wird man pausenlos über die Welt im, keine Ahnung, 12. Jahrhundert oder so belehrt. Ich fühlte mich stark an diese lehrreichen Jugendbücher erinnert.

Peter Camerons Damals ist ein fernes Land gefiel mir ganz gut. Ein erfrischend kurzer Roman mit einer seltsam unwirklichen Atmosphäre. Seltsamerweise haben fast alle Bücher, die US-amerikanische Autoren in Europa spielen lassen, so was Unechtes an sich. Ich weiß nicht, ob mir die fremde Sichtweise auf unseren Kontinent so ungewohnt vorkommt, oder ob die ein Buch, das so eine Atmosphäre transportieren soll, einfach gerne in Europa ansiedeln. Wie auch immer, das Buch ist gut geschrieben, nicht zu oberflächlich, die Handlung solide gestaltet und am Schluss gibt es noch eine Wendung, die man nicht unbedingt erwartet hätte.

Auch ein schmales Büchlein ist Dorfpunks von Rocko Schamoni. Eine Jugend in der norddeutschen Provinz in den Achtzigern. Keine große Literatur, aber unterhaltsam zu lesen. Hier und da hätte für meinen Geschmack der Autor die nachträgliche Analyse seines pubertierenden Selbst ein bisschen zurückstellen können, aber insgesamt fand ich das Buch nett, rührend und ab und zu auch wirklich richtig lustig.

Nach den drei Büchern von Kerstin Ekman, die ich letztes Jahr gelesen hatte, hab ich mir Geschehnisse am Wasser ausgeliehen. Das ist, würde ich mal sagen, ein Krimi mit Niveau. Im Vergleich zu ihren Romanen hat das den unbestreitbaren Vorteil, dass die Handlung abgeschlossen und wesentlich spannender ist. Frau Ekman hat auch keine Angst vor Sex und Gewalt en detail – da hätte ich die eine oder andere Einzelheit nicht unbedingt lesen müssen, aber im Vergleich zu allem, was ich bei ihrem Roman Am schwarzen Wasser über Geburten und Frauenkrankheiten lernen durfte, war das alles Kindergarten. Geschrieben ist das Buch sehr gut, man muss mitdenken und fühlt sich trotzdem angenehm unterhalten.

Haruki Murakami setzt mit Kafka am Strand in Sachen Sex und Gewalt ganz locker noch mal einen drauf. Wenn ich so was schreiben würde, würde ich ein Pseudonym benutzen… Aber egal.
Kafka am Strand ist ein ziemlich umfangreicher Fantasy-Roman, der ganz spannend anfängt, aber leider auch nicht alles hält, was er verspricht. Wie schon weiter oben erwähnt: Ich mag es nicht, wenn Fässer auf-, aber nicht zugemacht werden. Kurzweilig und locker zu lesen ist das Buch aber auf jeden Fall.
Von Herrn Murakami hab ich vor ein paar Jahren Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt gelesen, das ich als runder und gelungener empfinde.

Was war noch wieder mein Vorsatz für dieses Jahr? Mehr Englisch lesen? Hat ja super geklappt bis jetzt.

Zu meiner Verteidigung kann ich vorbringen, dass von den gelesenen sechs Büchern drei Weihnachtsgeschenke und zwei Leihgaben waren – dem geschenkten Gaul schaut man ja bekanntlich nichts ins Maul.
Das einzige Buch, das ich gekauft habe, ist Damals ist ein fernes Land von Peter Cameron - und das war reduziert.
Wenn man es so macht, ist Lesen ein sehr preiswertes Hobby.

5 Kommentare:

  1. Ich weiß zwar, daß die Konzernpolitik etwas... naja... umstrittig ist. Aber ich kaufe halt seid Jahren gerne meine englischsprachigen Bücher beim großen A. Die Übersetzungen sind bei normalen Romanen, finde ich, teilweise soooo grottenschlecht. Vor allem, wenn man im deutschen merkt, wie der Satz im englischen wohl gewesen war und er im deutschen einfach absurd klingt ^^ Ein anderer Grund ist eben, daß ich die Bücher sofort nach Erscheinen bestellen kann und nicht warten muß. Ich hasse warten bei meinen aktiv schreibenden Lieblingsautoren... und... ähm... ja... der Preis. Bei 5 oder 6 Euro für ein gerade erschienenes Buch aus englisch mit kostenlosem Versand nach hause. Ich muß gestehen, da ist keine Hemmschwelle mehr vorhanden! ;) Führte bisher am Ende echt dazu, daß ich viel mehr insgesamt für Bücher ausgebe als vorher.

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    1. Wenn meine Lieblingsautoren mal wieder was schreiben würden, würde ich da auch bestellen. ;)
      Wenn ich aber eh auf gut Glück rumsuche, dann suche ich lieber bei den Restposten.

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  2. mit der krimischiene kann ich leider nicht mehr so - ich glaube, die habe ich vor einigen jahren tot gelesen (6-7 pro monat). ich lese deshalb auch momentan querbeet: alles was gefällt. aus kostengründen gehe ich jetzt wieder öfter in die leihbücherei. die in meiner nähe hat auch wirklich immer ganz aktuelle. und das gute daran ist mein recht als leser: wenn mir etwas nach 50 seiten noch immer nicht gefällt, dann lese ich es auch nicht. und wenn ich mir die bücher ausleihe, habe ich kein schlechtes gewissen wegen der kosten. ich zahle 20 euro pro jahr und kann ausleihen, so viel ich will.

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  3. Ich finde deine Idee, monatlich eine Zusammenfassung der Bücher, die du gelesen hast, zu machen, sehr schön. Das würde ich gerne für meinen Blog übernehmen, natürlich mit Quellenangabe. Wäre das okay für dich?

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    1. Selbstverständlich! Würde mir allein schon deshalb gefallen, weil ich das ja dann auch lesen kann. =)

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Ich freue mich immer über nette und konstruktive Kommentare! Vielen Dank dafür!
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